Künstlerische Handarbeiten
"Neue Masche" in Zürich
Das Handarbeiten wie das Nähen und besonders das Stricken liegt wieder im Trend. Man verabredet sich im Internet zu Strickzirkeln und das Selbermachen von Mützen und Pullis gilt in der heutigen schnelllebigen Zeit längst wieder als schick. Doch die Handarbeit mit Wolle und Garn inspiriert seit jeher auch Künstler, Modemacher und Designer.
8. April 2017, 21:58
Diesem künstlerischen Umgang mit dem Stricken widmet nun das Museum Bellerive in Zürich eine Ausstellung. "Neue Masche" heißt sie und zeigt, wie zeitgenössische Künstler mit der althergebrachten Handarbeitstechnik neue Wege gehen.
Kulturjournal, 29.04.2011
Ein quer über den Park gespannter Lusthäkelgarten, überdimensionale Wandteppiche mit Ärmeln, in die der Besucher schlüpfen kann oder mit kunstvollen Ornamenten verzierte Fußball-Leibchen: Das Handarbeiten liegt auch bei zeitgenössischen Künstlern hoch im Kurs. Während in den 70er und 80er Jahren das Stricken oft im Zusammenhang mit der Geschlechterdiskussion beleuchtet wurde, beschreiten die Künstler heute völlig neue Felder, beziehen neue Medien wie das Internet mit ein, verwenden statt Garn Plastikschläuche. Alle eint ihr wieder erwachtes Interesse an der alten Handwerkstechnik, sagt die Kuratorin der Ausstellung Tanja Trampe.
Gesellschaftskritische Werke
Einige der gestrickten, gehäkelten oder gestickten Werke wollen durchaus auch als gesellschaftliche oder politische Kritik verstanden werden. So werden Pullover ohne oder mit verkürzten Ärmeln für Behinderte gezeigt und eine mit einem Mikrofon bestickte Burka erinnert an die vielerorts unterdrückte Meinungsfreiheit. Viele Künstler setzen mit der neu entdeckten Begeisterung für langwieriges Handarbeiten aber auch schlichtweg ein Zeichen gegen den Zeitgeist, sagt Kuratorin Tanja Trampe.
Der deutsche Künstler Rüdiger Schlömer lädt im Rahmen der Ausstellung zu Strickzirkeln und führt mit den Besuchern Experimente mit Wolle und Garn durch. Durch das Stricken entstehe ein sehr nahes Verhältnis zwischen dem Künstler und dem Ausstellungsbesucher, so Schlömer.
Die Ausstellung "Neue Masche" im Zürcher Museum Bellerive, in der die Besucher nicht nur schauen und staunen, sondern auch selbst an den Werken weiterhäkeln und -stricken dürfen, dauert bis zum 24. Juli 2011.
Textfassung: Ruth Halle