Debatte über Entlastung Griechenlands

Wem nützt eine Umschuldung?

Einige Banken sind für eine Umschuldung Griechenlands. Die EU, der Internationale Währungsfonds und Griechenland selbst sind dagegen. Klaus Regling vom Euro-Rettungsfonds wirft den Banken vor, die Umschuldung aus Profitgier heraufzubeschwören. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) hält einen Schuldenerlass für notwendig.

Morgenjournal, 04.05.2011

Banken könnten profitieren

Seit Wochen schwelt die Debatte rund um eine mögliche Umschuldung der griechischen Staatsschulden. Derzeit machen die Schulden etwa 140 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes aus. Und es nicht noch nicht klar, ob das Land allein in der Lage ist, die Schulden zurückzuzahlen. Banken könnten jedenfalls tatsächlich von Umschuldungen profitieren, sagt WIFO-Bankenexperte Franz Hahn - allein durch den Austausch der bestehenden Wertpapiere und die daraus resultierenden Gebühren und Bankspesen.

Schuldenerlass wäre Verlustgeschäft

Diese Erträge hätten aber nur Banken, die große Depots von griechischen Staatsschulden halten. Für Banken mit kleinen Depots sei das kein ertragreiches Geschäft. Wenig ertragreich wäre eine Umschuldung auch, wenn es zu einem teilweisen Schuldenerlass - dem "Haircut" - kommt. Im Gegenteil: Da wären als Gläubiger die Banken selber betroffen.

"Griechen brauchen 'Haircut'"

Trotz Sparprogramm werde Griechenland aber nicht in der Lage sein, den Schuldenberg ohne Hilfe abzutragen, sagt Hahn: In den nächsten drei bis fünf Jahren werde man für Griechenland nicht nur zu einer Umschuldung, sondern zu einer "Neubestimmung" der Schulden kommen müssen. "Das heißt, dass ein Teil der Schulden erlassen wird." Hahn hält einen Schuldenerlass von 20 Prozent für realistisch. Ohne einen solchen "Haircut" bestehe die Gefahr, dass Griechenland die Schulden nicht zurückzahlen kann.

Einigung auf Rettungspaket für Portugal

Unterdessen ist das Milliarden-Hilfspaket für das hoch verschuldete Portugal fix: Die Verhandlungen mit Vertretern der EU und des Internationalen Währungsfonds seien erfolgreich abgeschlossen worden, teilte der portugiesische Ministerpräsident Socrates gestern Abend mit. Der Umfang der Finanzhilfe ist nicht genau bekannt, er dürfte aber bei rund 78 Milliarden Euro liegen. Nun blicken alle Beteiligten mit Spannung nach Finnland, wo etwaige Portugal-Hilfen vom Parlament gebilligt werden müssen.

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