Tumpel-Gugerell für mehr Zeit und Kredite
EZB-Direktorin optimistisch
Gertrude Tumpel-Gugerell, österreichische Direktorin der Europäischen Zentralbank (EZB), ist dafür, Griechenland mit weiteren Krediten mehr Zeit zur Bewältigung der Budgetprobleme zu geben. Die aktuellen Probleme der Euro-Zone führt sie darauf zurück, dass man seinerzeit die Währungsunion ohne eine politische Union umgesetzt habe.
8. April 2017, 21:58
"Werden bei der Stabilisierung helfen"
EZB-Direktorin Gertrude Tumpel-Gugerell im Mittagsjournal-Interview am 12.05.2011 mit Michael Csoklich
Euro wird überleben
Der Euro-Raum hole jetzt einen Schritt nach, den man schon vor zehn Jahren setzen hätte sollen: die stärkere Vernetzung der einzelnen Regierungen, sagt Tumpel-Gugerell im Ö1-Interview. Nun gehe es darum, in der Budgetpolitik einen Rahmen zu schaffen. Tumpel-Gugerell ist jedenfalls der Ansicht, dass der Euro "natürlich" überleben wird.
Griechen brauchen Zeit und Geld
Was die Griechenlandkrise betrifft, ist sie weder für eine Umschuldung noch einen Schuldenschnitt. Die Budgetsanierung brauche länger als erwartet, Griechenland werde mehr Zeit und auch neue Kredite der anderen EU-Länder benötigen, aber es werde seine Probleme in den Griff bekommen, gibt sich Tumpel-Gugerell überzeugt. Optimistisch ist sie auch für Portugal und Irland: Diese drei Länder umfassten sechs Prozent der Wirtschaftsleistung der Euro-Zone ausmachen. Und man werde diesen drei Ländern bei der Stabilisierung helfen. Ob weitere Länder unter den Schutzschirm schlüpfen werden, wie Italien der Spanien? Tumpel-Gugerell dazu: Es würden in vielen Ländern große Anstrengungen unternommen, um das Vertrauen der Investoren zu behalten und zurück zu gewinnen.
Bundesregierung nicht ambitioniert genug
Zur aktuellen Budgetdiskussion in Österreich meint Tumpel-Gugerell, Österreich gehöre zu den erfolgreichen Ländern, müsse aber in besseren Jahren wie diesem Strukturprobleme im Budget angehen, in Forschung und Ausbildung investieren sowie langfristige Fragen lösen wie das Gesundheits- und das Pensionssystem. Da könnte man sicher noch mehr tun, so Tumpel-Gugerell. Ob es ambitioniert genug ist, ein ausgeglichenes Budget erst 2021 anzupeilen wie von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) angekündigt? Tumpel-Gugerell dazu "Ich denke nein."
Wechsel im EZB-Direktorium
Nach acht Jahren in einem der höchsten Posten der europäischen Bankenbranche geht die Amtszeit von Gertrude Tumpel-Gugerell als Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank am 31. Mai 2011 zu Ende. Ihr wird turnusmäßig der Belgier Peter Praet nachfolgen. Auffällig an dieser Personalentscheidung ist, dass es dann im Direktorium der EZB keine Frau mehr gibt.