Schuldenkrise scheint ausweglos
Verwirrung, Empörung, Streiks
Während die EU über weitere Finanzhilfe für Griechenland berät und die Regierung in Athen die Griechen zu Reformen und zum Durchhalten ermahnt, rufen die griechischen Gewerkschaften wieder zu Streiks auf. Die Regierung wird immer mehr in Frage gestellt, der Ruf nach Neuwahlen wird lauter.
8. April 2017, 21:58
"Regierung beschwichtigt, Leute machen sich Sorgen"
Die Journalistin Alkyone Karamanolis aus Athen im Morgenjournal-Interview am 11.02.2011 mit Paul Schiefer
Sparpolitik als gescheitert betrachtet
Die griechische Regierung muss sparen, um den Schuldenberg wieder in den Griff zu bekommen - gleichzeitig schrumpft die Wirtschaft und die Arbeitslosigkeit steigt - auf 16,5 Prozent laut Statistik. Der Bevölkerung ist der Ernst der Lage offenbar nicht bewusst: Vielmehr heißt es, wenn nun ein neues Sparpaket notwendig ist, dann bedeute das eben, dass die Sparpolitik gescheitert ist. So schildert die Journalistin Alkyone Karamanolis aus Athen die Stimmung. Und daher machen die Gewerkschaften wieder mobil: Flug- und Fährverkehr werden heute wieder durch Streiks beeinträchtigt sein, Behörden und Schulen bleiben geschlossen und auch die Journalisten schließen sich dem Streik an. Damit wird gegen neue Sparpläne der sozialistischen Regierung protestiert.
Arbeitslos und verschuldet
Unterdessen werden die Folgen der Schuldenkrise immer offensichtlicher: Geschäfte sperren zu, ganze Ladenzeilen sind leer, viele Wohnungen und Lokale stehen zum Verkauf. Existenzen stehen vor dem Ruin: So haben Händler, die ihr Geschäft schließen mussten, nicht nur keine Arbeit, sondern auch noch Schulden dazu - aus der Zeit, als sie ihr Geschäft trotz Wirtschaftskrise noch retten wollten.
Ruf nach Neuwahlen
Die Regierung und ihr Sparkurs werden für den Niedergang der Wirtschaft verantwortlich gemacht. Die regierende PASOK kommt in Umfragen auf 33 Prozent Zustimmung - nach 53 Prozent, die sie bei Amtsantritt im Oktober 2010 hatte. Den Zeitungen wird über Neuwahlen spekuliert - seit der Debatte über ein zweites Sparpaket noch heftiger.
Steuersystem weiter lückenhaft
Das größte Problem ist nach wie vor das Einheben der Steuer. Zwar werden jetzt in Geschäften anstandslos Rechnungen ausgestellt. Aber nach wie vor gibt es keinen Mechanismus, die Steuern zuverlässig einzutreiben. Und das sei ein Versäumnis des Staates, sagt Alkyone Karamanolis.
Eine Lösung weiß niemand
Über die verschiedenen Lösungsansätze wie Umschuldung, Schuldenschnitt oder gar Euro-Austritt herrscht große Verwirrung. Manche würden es vielleicht wunderbar finden, zur Drachme zurückzukehren, aber ihre Schulden müssen sie dennoch in Euro abbezahlen. Eine Lösung weiß niemand, die Regierung beschwichtigt, und die Leute machen sich Sorgen.