Panzer auch in Aleppo

Syrien setzt Repression fort

In Syrien wird der Kampf von Baschar al Assad, die Macht seiner Familie zu erhalten, immer brutaler - dass er jetzt aber auch die Panzer in Aleppo einfahren lässt, deutet darauf hin, dass er mit dem Rücken zur Wand steht.

Mittagsjournal, 12.05.2011

Immer mehr Städte besetzt

Mit Aleppo greift Assad das Wirtschaftszentrum des Landes an und zieht damit auch die Elite Syriens in den Konflikt hinein.

Derra, Homs, Banyas, Hama. Immer mehr syrische Städte werden vom syrischen Militär besetzt. Die Massenverhaftungen gehen weiter. Dennoch zeigt die Protestbewegung weiterhin kräftige Lebenszeichen. Einige Tausend Studenten in Aleppo haben heute Nacht ihren Unmut über die Militäraktion kundgetan. Damit hat die Krise den Norden des Landes erreicht.

Wirtschaftszentrum Aleppo

Aleppo ist Syriens zweitgrößte Stadt und gilt neben der Hauptstadt Damaskus als zweites Wirtschaftszentrum des Landes, die konservative Stadt im Norden war bisher kein Schauplatz großer Demonstrationen, erst vergangen Freitag begannen erstmals ein paar hundert Studenten zu demonstrieren, aus Solidarität mit den vom Militär besetzten Städten im Süden des Landes.

Letzte Nacht versammelten sich erstmals einige Tausend Studenten auf dem Universitätsgelände, und verlangten ein Ende des brutalen Vorgehens in Deraa, Homs und Banyas. Mit Schlagstöcken hinderten die Sicherheitskräfte die Studenten daran, auf die Straße zu marschieren und lösten die Demonstration gewaltsam auf.

Unmut jetzt auch der Mittelschicht

Noch können die Demonstrationen in Aleppo nicht mit jenen in der südlichen Stadt Deraa verglichen werden, doch es sind erste Anzeichen dafür, dass es der Regierung von Präsident Bashar al Assad nicht gelingt, die Protestbewegung durch brutale Gewalt einzudämmen.

Mit den Studenten in Aleppo ist der offene Unmut geografisch im Norden des Landes, sozial in der Mittelschicht der syrischen Gesellschaft angelangt. Dies widerspricht den Einschätzungen der Regierung von Präsident Bashar al Assad, dass die Krise schon bald überwunden sein wird, und es sich um eine bewaffnete aus dem Ausland gesteuerte Rebellion handelt. Die Militäraktion gegen die syrische Protestbewegung wird derzeit auf immer mehr Städte und Regionen ausgeweitet, gestern kamen beim Beschuss von mehreren Wohnvierteln in zwei Städten(Homs und Harra) insgesamt mindestens 19 Menschen ums Leben.