Millionen-Kaution zurückgewiesen

Strauss-Kahn bleibt in U-Haft

Der wegen Vergewaltigungsvorwürfen festgenommene IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn bleibt in Untersuchungshaft. Eine Haftrichterin in New York lehnte das Angebot der Strauss-Kahn-Anwälte ab, den Franzosen gegen eine Kaution von einer Million Dollar freizulassen und begründete dies mit Fluchtgefahr. Strauss-Kahn soll nun auf die Gefängnisinsel Rikers Island gebracht werden.

Morgenjournal, 17.05.2011

Unrasiert vor der Haftrichterin

Strauss-Kahn ist es gewohnt fotografiert zu werden - doch der Rummel im Gerichtssaal gestern in New York setzte dem Noch-Chef des Internationalen Währungsfonds sichtlich zu. Unrasiert, in einem schwarzen Regenmantel erschienen, stand der Bankmanager in einer Reihe mit Drogendealern und Kleinkriminellen. Zuerst wird von allen Beschuldigten die Netzhaut gescannt, was Strauss-Kahn mit sichtlichem Unbehagen über sich ergehen lässt. 30 Minuten später allerdings fällt eine viel weitreichendere Entscheidung: Richterin Melissa Jackson fasst den Beschluss, dass Strauss-Kahn weiter in Haft bleiben muss.

Fluchtgefahr

Die Richterin folgt damit der Argumentation von Staatsanwalt John McConnell. Der hatte Strauss-Kahn Fluchtgefahr zugeschrieben. Er habe die Mittel, sagt McConnel, und er habe auch schon den Willen zur Flucht dokumentiert: "Der Angeklagte hat zusätzliche Motivation zu fliehen. Außerdem hat er die finanziellen und politischen Mittel dazu. Er wäre absolut in der Lage, das Land zu verlassen."

Erinnerung an Unschuldsvermutung

Da es zwischen den USA und Frankreich kein Auslieferungsabkommen gibt, befürchtet die US-Justiz offenbar, dass Strauss-Kahn, so er das Land verlässt, nicht mehr wiederkommen würde. Strauss-Kahns Anwalt Banjamin Brafmann appellierte nach der Haftprüfung an die Medien, die Unschuldsvermutung für seinen Mandanten nicht zu vergessen, sonst wäre ein faires Verfahren nicht möglich, sagt Anwalt Brafman.

Hat Strauss-Kahn ein Alibi?

Die Geschichte des sexuellen Übergriffes selbst wird mit jedem Tag widersprüchlicher. Noch immer herrscht Unklarheit darüber, wann genau die Tat passiert sein soll, wie Strauss-Kahn danach aus dem Hotel ausgecheckt hat und ob er vielleicht ein Alibi haben könnte. Laut französischen Medien habe Strauss-Kahn zur Tatzeit mit seiner in New York studierenden Tochter zu Mittag gegessen. Belastend für den beschuldigten Top-Banker war jedenfalls die neue Aussage einer französischen Autorin, die ihn vor neun Jahren interviewt hat. Dabei soll Strauss-Kahn zudringlich geworden sein. Nun will die Frau den heute 62-Jährigen deswegen anzeigen. In der Zwischenzeit wartet Strauss-Kahn auf Rikers Island, dem berüchtigten Gefängniskomplex an der Grenze der Stadtteile Bronx und Queens, auf seine nächste Haftprüfung am Freitag dieser Woche.