Nicht-heimische Pflanzen beschäftigen die EU

Neobiota

Mehr als 10.800 Tier- und Pflanzenarten, die ursprünglich hier nicht heimisch waren, hat ein EU-Projekt in Europa gezählt - einige sind nicht willkommen: geschätzte zehn Prozent dieser "Neobiota" können der Umwelt, Landwirtschaft und der Wirtschaft schaden.

Naturschutz mag (am Beispiel Österreich) zwar rechtlich nicht Sache des Bundes, sondern der Länder sein (was eine Koordination erschwert), doch lassen sich gerade Naturschutzthemen nicht in Staats- und Landesgrenzen fassen. Daher nimmt sich der Ausbreitung von an sich untypischen Tier- und Pflanzenarten die Europäische Union an.

Biologische Invasion

Wenn sich beispielsweise Käfer oder Stauden, Kräuter oder Schnecken in neuen, für sie untypischen Gebieten festsetzen, so kann das Folgen haben: das etablierte Ökosystem verändern, angestammte Arten verdrängen und letztlich Kosten verursachen - man denke etwa an Ernteausfälle durch den Maiswurzelbohrer. Franz Essl vom Umweltbundesamt in Wien forscht über die Ausbreitung und die mögliche Eindämmung solcher problematischen Neuzugänge. Für ihn stellt die Ausbreitung nicht-heimischer Pflanzen- und Tierarten ein globales Problem dar und bedarf daher auch Regelungen, die über den einzelnen Staat hinausgehen. "Wichtig ist hier ein koordiniertes Vorgehen und die Europäische Kommission hat das Thema "biologische Invasionen" in den letzten Jahren auch aufgegriffen", so Essl.

Beispiel Grauhörnchen

Eine offizielle und koordinierte Strategie wird ausgearbeitet. Einerseits bedürfe es eines starken Fokus' auf Vorsorge. Bei Arten, die schon häufig seien, wären Bekämpfungsmaßnahmen entweder unmöglich oder sehr teuer und die Effekte meistens gering, meint Essl. Als Beispiel nennt er das Grauhörnchen, eine nordamerikanische Eichhörnchenart, die in Norditalien ausgesetzt wurde: "Hier wurde in den 1990er Jahren verabsäumt, die damals kleinen Vorkommen zu bekämpfen. Die Bekämpfung hat eigentlich erst im letzten Jahren begonnen; die Art hat sich jetzt schon viel stärker ausgebreitet, die Kosten sind viel höher und die Erfolgsaussichten sind viel geringer. Und wir wissen aus der Erfahrung von Großbritannien, wo das Grauhörnchen früher eingebracht wurde, dass das Grauhörnchen das Eichhörnchen langfristig verdrängen kann."

Koordiniertes Vorgehen

Vorsorge und Früherkennung seien eine Sache, die Koordinierung zwischen den Staaten eine andere, so Essl - dazu brauche es Geld, verbindliche Elemente und Ideen der Selbstverpflichtung (zum Beispiel für Garten-Center: hier könnte man die Kundschaft informieren, dass "exotische" Pflanzen auswildern können). Stärkere Koordination sei nicht nur innerhalb der EU notwendig, auch innerhalb der Staaten - wie es Großbritannien vormacht: hier gibt es eine zentrale Stelle, die Informationen sammelt, bündelt und weitergibt - für Österreich wäre so eine Stelle ein Gewinn, meint der Ökologe.