Michail Chodorkowskis Briefe als Buch
Briefe aus dem Gefängnis
Der bekannteste Häftling Russlands heißt Michail Chodorkowski, ist 47 Jahre alt und war einmal einer der reichsten und wichtigsten Männer des Landes. Er gehörte zu den sogenannten Oligarchen, die nach dem Ende der Sowjetunion riesige Vermögen aufhäuften.
8. April 2017, 21:58
Chodorkowski fiel in Ungnade und wurde unter dem Vorwurf, Öl aus seiner eigenen Firma gestohlen zu haben, zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Jetzt sind seine Briefe aus dem Gefängnis erstmals außerhalb Russlands erscheinen, in einer deutschsprachigen Ausgabe, die in Berlin vorgestellt wurde.
Kultur aktuell, 27.05.2011
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Michail Chodorkowski, "Briefe aus dem Gefängnis", Albrecht Knaus Verlag
russland.ru - Michail Chodorkowski
Sohn Pawel war aus New York angereist, um das Buch seines Vaters Michail Chodorkowski in Berlin vorzustellen. In "Briefe aus dem Gefängnis" hat der inhaftierte Kremlgegner in einer sehr klaren Sprache Gedanken zu Demokratie, russischer Justiz und eigene Überzeugungen dargelegt.
Er habe seinen Vater vor mehr als sieben Jahren das letzte Mal gesehen, sagt Chodorkowskis ältester Sohn aus erster Ehe. Da sei er 18 Jahre alt gewesen. Er vermisse ihn sehr. Der Vater habe ihn aber gebeten, aus den USA nicht nach Russland zu kommen. Telefonieren dürften sie nicht, es gebe nur "einen engen brieflichen Kontakt", sagte Pawel Chodorkowski, 1985 in Moskau geboren.
Bis 2016 im Gefängnis
"Der Druck aus dem Ausland rettet meinem Vater das Leben", appellierte der IT-Manager. Im heutigen Russland gebe es keine Hoffnung auf Rechtsstaatlichkeit. Doch die Haltung seines Vaters, der auch als berühmtester Häftling Russlands bezeichnet wird, habe sich nicht verändert: "Er war immer ein Patriot seines Landes." Er wolle nicht weg aus Russland.
Erst am 24. Mai 2011 hatte ein Moskauer Berufungsgericht entschieden, dass der schärfste Gegner von Regierungschef Wladimir Putin bis 2016 im Gefängnis bleiben, aber damit ein Jahr früher frei kommen soll. Die Prozesse gegen den Ex-Chef des nun zerschlagenen Ölkonzerns Yukos waren international kritisiert worden. Immer wieder gab es den Vorwurf, dass sie politisch motiviert gewesen seien.
Ein "gemeinsames Ziel"
"Ich schäme mich. Ich schäme mich für mein Land", schreibt der einstige Milliardär Chodorkowski, der 47 Jahre alt ist. Es ist ein Satz aus seinem Schlussplädoyer vom November 2010, der in dem Buch abgedruckt ist. Der deutschen Öffentlichkeit dankt der frühere Oligarch "von ganzem Herzen" für die Unterstützung. "Wir haben ein gemeinsames Ziel - ein europäisches, friedliches, demokratisches und modernes Russland."
Die Machthaber hätten ihn zu einem Symbol des Kampfes gegen autoritäre bürokratische Willkür gemacht, hat Chodorkowski an anderer Stelle festgehalten. Er könne sich nicht damit abfinden, dass die Regierung an ihm ein Exempel statuiere. "Ein Staat, der seine besten Konzerne zerschlägt, der nur der Bürokratie und den Geheimdiensten vertraut, ist ein kranker Staat", lautet ein Fazit.
"Bewunderung" der deutschen Justizministerin
Teil des Buches ist auch ein Essay von "Spiegel"-Korrespondent Erich Follath. Er vergleicht das Auftreten des einstigen Konzernchefs vor Gericht mit dem Schriftsteller Émile Zola und dem kubanischen Revolutionär Fidel Castro.
"Voller Bewunderung" für den Kremlgegner und Autoren zeigte sich Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) bei der Buch-Premiere. Auch als Chodorkowski in einem Eisenkäfig im Gerichtssaal ausharren musste, habe er Ruhe, Stabilität und Gelassenheit ausgestrahlt. "Welch innere Stärke!" Für die Ministerin ist Chodorkowski ein "Kämpfer für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit".
Die liberale Politikerin war deutlich: Es gebe "offenkundige Defizite in der russischen Justiz". Es können nicht nur juristische Überlegungen gewesen sein, die zu dem Vorgehen gegen Chodorkowski geführt hätten. "Wenn dort jemand zum Feind erklärt wird, wird mit allen Mitteln versucht, ihn klein zu machen."
Text: APA, Red.