Gemüsebauern wollen Schadenersatz
EHEC: Streitthema in Brüssel
Die spanischen Gemüsebauern wurden laut Labortests offenbar fälschlicherweise für die schwere Durchfallepidemie in Europa verantwortlich gemacht. Dafür wollen die Landwirte jetzt entschädigt werden. Die EU prüft, ob der finanzielle Schaden bei den Gemüsebauern wieder gut gemacht werden kann.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 01.06.2011
Vertrauenskrise der Konsumenten
Die Regale sind voll: mit Erdbeeren, Chicorée, Gurken und Salat. Auch außerhalb der Saison.
Obst- und Gemüsebauern produzieren längst nicht mehr für den lokalen oder regionalen Markt. Und die Konsumenten haben sich daran gewöhnt, alles zu jeder Zeit kaufen zu können.
Doch jetzt streiken die Konsumenten. Bauern aus Spanien, aber auch Irland oder Griechenland melden sich verzweifelt in Brüssel. Sie verkaufen deutlich weniger Gemüse. Die EU-Kommission macht Druck. Eine Vertrauenskrise kann nur abgewendet werden, wenn die Ursache für die tödliche Verkeimung klar ist, sagt ein Kommissionssprecher.
"Warnsystem ist ausreichend"
Dass das vor 30 Jahren eingeführte Warnsystem einwandfrei funktioniert, wird als selbstverständlich wahrgenommen. Die EU hat auf die Öffnung der Märkte längst reagiert, mit strengen Kontrollen und einem Warnsystem. Im schlimmsten Fall, auch das ist passiert, müssen die Lebensmittel vernichtet werden.
Hier besteht kein Handlungsbedarf, sagt EU-Abgeordneter Richard Seeber. Lebensmittel würden nicht unsicherer. Allerdings seien die Auswirkungen durch den internationalen Handel grenzüberschreitend und flächenmäßig größer, so Seeber.
EU prüft Schadenersatzforderungen
In den Laboren wird weiter fieberhaft nach der Ursache für die tödliche Verkeimung gesucht wird. Brüssel prüft, ob der finanzielle Schaden bei den Gemüsebauern wieder gut gemacht werden kann.
Durch die vorschnelle Anschuldigung sind allen voran die spanischen Bauern auf ihren Gurken und Tomaten sitzen geblieben. 200 Millionen Euro Schadenersatz fordern sie nun.
Suche nach Lösung für Landwirte
Seeber erklärt, dass es in Europa für solche Fälle keinen Hilfs- oder Katastrophenfonds gibt. Jetzt werde versucht eine Lösung zu finden, um den Bauern einen Ausgleich zu bieten, die zu Unrecht in diese Situation gebracht wurden, so der EU-Abgeordnete.
Angehörige kommen zuerst
Für seinen Fraktionskollege Peter Liese ist klar, dass man beim Thema Schadenersatz erst an die Familien denken muss, deren Angehörige durch den EHEC-Keim gestorbenen sind. An zweiter Stelle werde man sich, dann darum kümmern, wie man die Landwirte entschädigen kann, so Liese.
In wenigen Minuten veröffentlicht Gesundheitskommissar John Dalli neue Fakten. Jetzt ist auch Brüssel gefordert, damit keine neue Vertrauenskrise entsteht.