Umstrittenes Wiedergutmachungsgesetz

Kolumbien: Geld für Gewaltopfer

Die linksgerichteten FARC-Rebellen in Kolumbien haben jahrelang Menschen entführt - Politiker, Militärs, Polizisten, aber auch einfache Bürger. Oft kamen sie erst nach mehr als einem Jahrzehnt in Geiselhaft frei. Nun sollen ehemalige Geiseln per Wiedergutmachungsgesetz eine Entschädigung vom Staat erhalten. Aber nicht alle Opfer sind damit zufrieden.

Mittagsjournal, 07.06.2011

Entschädigung vom Staat

In Kolumbien kämpfen Paramilitärs, linksgerichtete Guerillagruppen und Armee seit vier Jahrzehnten gegeneinander. Als bedeutendste Rebellenorganisation Kolumbiens gilt die 1964 gegründete Guerilla der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC). Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos will Opfer entschädigen, die unter den Auseinandersetzungen seit 1985 zu leiden haben.

"Gut gemeint"

Schätzungsweise vier Millionen Kolumbianer sind seit 1985 Opfer des bewaffneten Konflikts geworden. Ihnen soll jetzt per Gesetz eine Entschädigung zustehen. Für den kolumbianischen Schriftsteller William Ospina ist das gut gemeint, aber nicht ausreichend. Schließlich sei der Krieg noch im Gang, jetzt schon Entschädigung zu leisten, sei illusorisch.

Landrückgabe an Bauern

Laut Schätzung der Regierung werden 16,5 Milliarden Euro für die Wiedergutmachung benötigt werden. Außerdem sieht das Gesetz vor, dass die Bauern, die 1991 von ihren Ländereien vertrieben wurden, diese zurück erhalten. Die Rede ist von 6,5 Millionen Hektar Land - eine zentrale Forderung der Rebellenorganisation FARC.

Neue Rechtsgrundlage

Rechtsexperten betrachten es als wesentlich, dass durch das Gesetz die Existenz eines bewaffneten Konflikts anerkannt wird. Die Regierung akzeptiere damit auch, dass die Rebellen ein politisches Ziel verfolgen. Damit öffneten sich Türen für neue Verhandlungen.