Ruhiger Finanzexperte aus Italien

Neuer EZB-Präsident Mario Draghi

Der Italiener Mario Draghi wird am ersten November neuer Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB). Zuletzt gab es noch einen Streit zwischen Italien und Frankreich, da Italien mit dem Einzug Draghis zwei der sechs Chefposten in der EZB besetzt hätte. Um Draghis Ernennung zu ermöglichen, zog Italien sein zweites Direktoriumsmitglied zurück.

Mittagsjournal, 24.06.2011

Bilderbuchkarriere in allen Bereichen

Professor für Ökonomie in Florenz, Exekutivdirektor der Weltbank, Staatsekretär im italienischen Finanzministerium, Vizepräsident der Investment-Bank Goldman Sachs in London und zuletzt italienischer Notenbankchef und Chef des von der G20 eingesetzten Financial Stability Boards: Mario Draghi hat eine Bilderbuchkarriere in Forschung, Staatsdienst und auch in der Privatwirtschaft hinter sich.

Draghi ebnete Italiens Weg zum Euro

Dass der 63-jährige, auch wenn er aus dem hochverschuldeten Italien stammt, persönlich nicht für eine allzu lockere Geldpolitik oder fürs Schuldenmachen zu haben ist, hat er Anfang der Neunziger Jahre im italienischen Finanzministerium bewiesen.

Damals ebnete er mit einem gigantischen Privatisierungsprogramm Italiens Weg zum Euro.

Schwierige Zeit für EZB

Der Euro hat unglaubliche Vorteile gebracht, ist Draghi auch heute überzeugt. Nun muss er die EZB in ihrer bisher schwierigsten Zeit übernehmen und muss über die weiter Politik gegenüber Griechenland mitentscheiden.

Verschwiegener Finanzexperte

Doch einen Richtungswechsel erwartet niemand von Draghi. Wie sein Vorgänger dürfte er gegen ein Umschuldungsprogramm für Griechenland sein und dafür, bei der Inflation keine Risiken einzugehen, sagen jene, die den ruhigen und verschwiegenen Finanzexperten besser kennen.

Allgemein wird Draghi daher von den meisten europäischen Politikern als geradezu idealer Mann für den Job an der Spitze der EZB gesehen.

Kritik für Zeit bei Goldman Sachs

Einzig zu seiner Zeit im Führungsteam von Goldman Sachs musste er sich kritische Fragen gefallen lassen. In diesen Jahren hatte die Investmentbank Griechenland nämlich geholfen, seine Budegt-Daten zu frisieren.

Mario Draghi beteuert, damit nichts zu tun gehabt zu haben.