Gespräche zur Flüchtlingskrise
Sarkozy zu Besuch bei Berlusconi
Der französische Präsident Nicolas Sarkozy und der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi kommen heute in Rom zusammen, um über den Flüchtlingsstrom aus Nordafrika zu beraten. Frankreich und Italien wollen eine Reform des Schengen-Abkommen vorschlagen. Zudem stehen beim Gipfel in Rom auch wirtschaftliche Themen auf der Tagesordnung.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 26.04.2011
Italien: Schengen-Visa für Flüchtlinge
An erster Stelle steht für Sarkozy und Berlusconi die Frage, wie die beiden Länder weiter mit dem Schengener Abkommen umgehen wollen. Viele der rund 25.000 Flüchtlinge aus Tunesien, die in den vergangenen Monaten nach Italien gekommen sind, versuchen nach Frankreich zu kommen. Und Italien hat sehr zum Ärger der Franzosen Schengen-Visa für die Flüchtlinge ausgestellt, damit sie weiterreisen können.
Vor einer Woche dann die Eskalation an der italienisch-französischen Grenze bei Ventimiglia. Frankreich lässt den Zugverkehr einstellen und kontrolliert wieder seine Grenze.
Reform des Schengen-Abkommens angekündigt
Heute wollen Berlusconi und Sarkozy das Problem aus der Welt schaffen und eine Reform des Schengen-Abkommens bei einer gemeinsamen Erklärung vorschlagen. Und natürlich geht es in diesem Zusammenhang auch ums Geld.
Italien will zehn Milliarden Euro von der Europäischen Investitionsbank für die Staaten des Mittelmeerraums, um für die Aufnahme der Flüchtlinge aus Nordafrika kompensiert zu werden.
Italien für aktive Beteiligung in Libyen
Auch die Lage in Libyen wird natürlich ein Thema sein. Italien hat - wohl nicht ganz zufällig - heute angekündigt sich nun auch aktiv an den Luftschlägen beteiligen zu wollen. Bis jetzt ist nur die Infrastruktur auf den Militärbasen zur Verfügung gestellt worden.
Italien will EZB-Chefsessel
Und auch eine wichtige Europäische Personalentscheidung könnte heute einen entscheidenden Schritt voran kommen. Die Besetzung des neuen Chefs der Europäischen Zentralbank. Favorit dafür ist der Italiener Mario Draghi.
Der ehemalige Harvard Professor ist in der Finanzwelt hoch angesehen - aber mit dem Makel belastet Manager beim Investmenthaus Goldman Sachs gewesen zu sein - eines jener Häuser, die beim Entstehen der Weltfinanzkrise an vorderster Front mit dabei waren.
Das dürfte aber mittlerweile keine große Rolle mehr spielen - Frankreich hat schon signalisiert Draghi unterstützen zu wollen.
Konflikt bei Milchkonzernübernahme
Und noch ein wirtschaftliches Thema mit viel Konfliktpotenzial steht auf der Tagesordnung. Der französische Milchkonzern Lactalis hat erst vor kurzem seinen Anteil am italienischen Konkurrenten Parmalat auf 29 Prozent aufgestockt.
Heute hat der französische Konzern angekündigt Parmalat komplett übernehmen zu wollen und dazu auch schon ein konkretes Angebot an die Aktionäre gelegt. Dieser Übernahmeversuch wird in Italien allerdings überhaupt nicht gerne gesehen.