Ö1 Interview mit Ökonom Fritz Breuss

"Kein Plan für Fall eines Staatsbankrotts"

Diese Woche stimmt das griechische Parlament über das 78 Milliarden Euro schwere Sparpaket ab. Eine Zustimmung aller Parteien ist die Voraussetzung dafür, dass weitere Hilfsgelder von EU und IWF fließen. Wenn das Sparpaket scheitert wären die Folgen unabsehbar, meint der Ökonom Fritz Breuss vom Wirtschaftsforschungsinstitut im Ö1 Interview.

Morgenjournal, 28.06.2011

"Situation Griechenlands etwas ganz Neues"

"Für einen Bankrott Griechenlands gibt es eigentlich gar keinen Plan", sagt Ökonom Fritz Breuss.

Es sei etwas ganz Neues, dass ein Mitglied der Eurozone sich unkontrolliert verschuldet oder Pleite geht. So eine Situation kenne man nur aus Entwicklungsländern und auch da sei es nie leicht gewesen, so Breuss.

Kleiner Schuldenschnitt schon jetzt

Im Fall eines Staatsbankrotts müsste die griechische Regierung mit den Gläubigern, wie etwa Banken und Versicherungen, eine Umschuldung ausverhandeln.

Durch ein erstes Angebot der französischen Banken, komme es indirekt im Fall Griechenlands jetzt schon zu einem kleinem Schuldenschnitt, erklärt der Ökonom. Die französischen Banken bieten an die bisherige Anleihen zum Teil durch langfristige Anleihen zu ersetzen. Noch ist nicht klar, ob das tatsächlich realisiert wird.

Beteiligung des privaten Sektor sinnvoll

Breuss hält es für sinnvoll, dass auch der private Sektor, wie zum Beispiel Banken und Versicherungen, Verantwortung übernimmt.

Sie hätten an den hohen Zinsen immerhin gut verdient und die Anleihen ohnehin in ihren Büchern teilweise abgeschrieben, so Breuss.

Keine Sorgen um Österreichs Kredite

Um die von Österreich vergebenen Kredite in Höhe von 1,2 Milliarden Euro, müsse man sich keine Sorgen machen, sagt Breuss. Die Kredite der EU-Staaten werden vorrangig behandelt, erklärt der Wirtschaftsexperte.

Einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone hält Breuss für unrealistisch. Um zukünftige Krise zu vermeiden, müsse man das ganze System erneuern, meint der Ökonom.