Eine post-jugoslawische Ansichtskarte aus Wien
Die junge Wiener Jugosphäre
Im Gegensatz zu den Vertretern der älteren Generation, kennt die junge Wiener Jugosphäre die Sozialistische Föderative Republik nur noch von Hörensagen bzw. aus der frühen Kindheit. Was aber nicht bedeutet, dass Jugoslawien in ihrem Alltag, in ihrem Denken und Handeln keine Rolle spielt.
8. April 2017, 21:58
Im Gegenteil. Viele wissen, die Sprache und Kultur des Heimatlandes Ihrer älteren Verwandten auch jenseits der Grenzen der Nachfolgestaaten Jugoslawiens zu nutzen.
Der Ost-Klub
Der Ost-Klub ist eines von nur wenigen Lokalen in Wien, in denen das Publikum gemischt ist: Die junge Wiener Jugosphäre ist hier ebenso vertreten, wie junge Erwachsene mit rein österreichischem Background oder Studierende aus dem Ausland. Beispielsweise an jenen Abenden, die vom noch jungen interkulturellen Akademikerverein "Line in" hier veranstaltet werden. Dann wird in einem der labyrinthhaft verbundenen Räume des Klubs über die Perspektiven des post-jugoslawischen Raumes diskutiert, während in dem anderen ein Fotograf aus Sarajevo seine neuesten Arbeiten ausstellt und im Konzertraum bereits die Band Zoster aus Bosnien-Herzegowina mit dem Soundcheck beginnt.
Der Turbo-Folk, die in Plattenverkäufen und Konzertbesuchern - erfolgreichste Musikrichtung im postjugoslawischen Raum - findet hier kein Gehör. Anders, als in den vielen Lokalen der Wiener Ottakringerstraße im 16. Bezirk, die von manchen auch als Balkan-Meile Wiens bezeichnet wird.
Idris Ademoski vom Ost-Klub glaubt, dass auch der Bildungsstand darüber entscheidet, wo die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit post-jugoslawischem Background zusammen kommen. Nur Knappe sechs Prozent von ihnen haben einen Uni- oder FH-Abschluss vorzuweisen – das ist noch um einiges weniger, als der ohnehin geringe Akademikeranteil der österr. Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Dieser beträgt etwas über 14 Prozent.
dastandard.at
Die Journalistin Olivera Stajić leitet die Redaktion des Online-Nachrichtenportals dastandard.at. Dieses wurde kürzlich mit dem "Europäischen Civis Medienpreis 2011" ausgezeichnet, weil man sich "mit multimedialer Vielfalt den wirklich wichtigen Themen des neuen multikulturellen Europas widmet", so die Laudatio.
Die junge Wiener Jugosphäre ist auf dastandard.at eines von vielen Themen – schließlich ist sie recht klein und überschaubar.
Post-jugoslawischer Raum ist wichtig
Erst seit wenigen Jahren gibt es Vereine bzw. Medien, die von der post-jugoslawischen Generation ins Leben gerufen worden sind. Sei es der Verein Line In, oder der Verein Boem zur Förderung von Kunst, Kultur, Wissenschaft und Kommunikation, der sich einem breiten thematischen Spektrum widmet. Ähnlich jung ist die Medien-Szene, das gilt sowohl für die Sendungen auf Okto, einem freien Wiener Fernseh-Kanal, als auch für die Printlandschaft.
Sowohl für die jungen Medien- wie auch für die Kulturszene gilt dennoch, dass man oft und regelmäßig auf den post-jugoslawischen Raum Bezug nimmt.