Familien von Irak-Soldaten und Terroropfern belauscht

Abhörskandal zieht immer weitere Kreise

Der Abhörskandal um das britische Boulevardblatt "News of the World" zieht immer weitere Kreise. So wurden nicht nur die Telefone von Familien von Mordopfern und Opfern von Terroranschlägen abgehört, auch Angehörige von Soldaten, die im Irak und in Afghanistan gefallen waren, könnten betroffen sein.

Morgenjournal, 7.7.2011

Bettina Madlehner

"Ein grober Verstoß"

Ja, es kommt noch schlimmer: Die Angehörigen von Soldaten, die in Irak und Afghanistan ums Leben kamen, wurden gewarnt, ihre Telefone könnten ebenfalls angezapft worden sein. Sie gehören damit zu der immer größer werdenden Gruppe mutmaßlicher Opfer des Abhörskandals. Darunter auch Familien, jener 52 Pendler die bei den Terroranschlägen in London 2005 ums Leben kamen.

Graham Foulkner verlor damals seinen Sohn: "Ich dachte an den Tag zurück als es geschah und in was für einem emotionalen Zustand wir waren, und nun wissen wir, dass jemand unsere Gespräche abgehört hat, ist ein grober Verstoß."

Täglich neue Details

Die Telefonnummern wurden bei Glen Mulcaire gefunden, der von "News of the World" angeheuerte Privatdetektiv verbüßte bereits eine mehrmonatige Haftstrafe. Mulcaire sagte, die Reporter seien unter massivem Druck gestanden Geschichten zu liefern.

Rupert Murdoch bezeichnet die Vorwürfe als bedauerlich, die Zeitung werde aktiv mit der Polizei zusammenarbeiten. Die oppositionelle Labour-Partei forderte inzwischen den Rücktritt der Chefin von "News International", Rebekah Brooks. Brooks war zur fraglichen Zeit Chefredakteurin des Blattes, will aber von nichts gewusst haben.

Schwere Vorwürfe gegen Scotland Yard

Brooks ist auch eine enge Freundin von David Cameron, möglicherweise ein Grund, warum der Premierminister sich schwer tut, sie öffentlich zum Rücktritt aufzufordern.

Scotland Yard selbst sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert, korrupte Beamte sollen Informationen an "News of the World" verkauft haben. Zudem wird der Polizei vorgeworfen, wenig Interesse an der Aufklärung des Falles gezeigt zu haben. Warum, fragen Opposition und Opfer, rückt man erst jetzt mit diesen Details heraus, wird doch schon seit Jahren gegen "News of the World" ermittelt? Bevor es Antworten gibt, werden vermutlich noch mehr Fragen auftauchen.

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