Finanzminister der Eurozone berieten bis Mitternacht
Italien im Fokus der Finanzmärkte
Wie löst man ein Problem, ohne es auch nur ansprechen zu dürfen? Acht Stunden, bis kurz vor Mitternacht, haben die Euro-Finanzminister gestern im Brüsseler Ratsgebäude verbracht. Italienische Aktien rasselten derweil weiter in den Keller, die Risikoaufschläge auf Staatsanleihen sind gestiegen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 12.7.2011
Heimo Kernmayer
Zinsen könnten gesenkt werden
In einem nach der Sitzung veröffentlichten Kommunique wird Italien auch nicht ausdrücklich genannt. Der luxemburgische Premier und Euro-Gruppen-Vorsitzende Jean-Claude Juncker:
"Wir sind uns bewusst, dass sich Italien und andere Länder im Fokus der Finanzmärkte befinden. Und wir glauben, dass unser allgemeines Statement Antworten auf alle Fragen gibt." Das Statement beschäftigt sich mit dem Euro-Rettungsfonds. Und tatsächlich stoßen die Minister da einige Türen auf. So könnte der Fonds mit mehr Geld dotiert werden, die Zinsen für Länder wie Griechenland, Portugal und Irland könnten gesenkt, Kreditlaufzeiten verlängert werden.
Juncker: Schuldnerländer entlasten"
Alles bedarf freilich noch einer genaueren Ausarbeitung. Doch den Vorwurf, die Eurostaaten hätten nichts zusammengebracht, will Jean-Claude Juncker nicht auf sich sitzen lassen: Zum ersten Mal sagen wir, dass der Euro-Rettungsfonds ausgeweitet und flexibler werden kann.
"Zum ersten Mal schließt die Eurogruppe insgesamt Änderungen bei Kreditlaufzeiten und Zinsen nicht mehr aus. Das würde die Schuldnerländer deutlich entlasten. Die Details werden wir angehen - und zwar nicht irgendwann, sondern so bald wie möglich."
Bankenbeteiligung umstritten
Damit soll auch ein Übergreifen der Schuldenkrise auf andere Länder verhindert werden. Freilich könnten derartige Änderungen des Euro-Rettungsfonds auf Widerstand in den einzelnen Mitgliedsstaaten stoßen.
Ein notwendiges zweites Hilfspaket für Griechenland soll von einer eigenen Arbeitsgruppe skizziert werden. Umstritten ist nach wie vor die Beteiligung von Banken, Versicherungen und Investitionsfonds daran. Mehrere Länder, allen voran Deutschland, fordern das.
Papandreou: Vorschläge "zu teuer"
Doch zumindest eine der großen Ratingagenturen würde das als Zahlungsausfall werten. Und der griechische Premierminister Giorgos Papandreou befand zuletzt, dass die bisherigen Vorschläge dazu für Griechenland zu teuer seien.