FPÖ-Chef im Ö1 Sommergespräch

Strache: "Wir sind die bestimmende Kraft"

FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache zieht in einer Rückschau auf das abgelaufene Parlamentsjahr eine positive Bilanz für seine Partei: Er konstatiert ein völliges Scheitern der Bundesregierung und ortet die Themenführerschaft im Land bei der FPÖ. Strache nimmt auch Abstand von einer umgetexteten Bundeshymne; die Begräbnisfeiern für Otto Habsburg hält er für gerechtfertigt.

Mittagsjournal, 12.7.2011

Katja Arthofer

"Herumdoktern an Hymne unnötig"

Für die Forderung von SPÖ- und ÖVP-Frauen, dass auch die "Großen Töchter" in der österreichischen Bundeshymne vorkommen sollen, hat Strache wenig Verständnis: "Ich finde die gesamte Debatte und das Herumdoktern am Text der österreichischen Bundeshymne mehr als eigenartig und unnotwendig. Wir haben wirklich andere Probleme, wenn es um die Ungleichbehandlung von Frauen in unserer Gesellschaft geht, und dass bis heute unter dieser Bundesregierung für gleiche Leistung noch immer kein gleicher Lohn möglich geworden ist."

"Liebeserklärung für unser Österreich"

Angesprochen auf das neue FPÖ-Programm, das wieder ein Bekenntnis zur deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft beinhaltet, sagt der FPÖ-Obmann: "Es gibt ein klares Bekenntnis zu unserer Heimat Österreich. Das haben wir herausgearbeitet, nämlich die Liebeserklärung für unser Österreich, für unsere Heimat. Die Selbstverständlichkeit in unserem Programm, nämlich dass wir Deutsch sprechen, und nicht zufällig, denn das leitet sich von der Kultur und der Geschichte ab - diese Selbstverständlichkeit stellen wir nicht in Abrede, wie das andere Parteien tun."

EU-Förderung für Rechtspartei "Minimalbeitrag"

Die FPÖ hatte im Zusammenhang mit der Griechenlandhilfe immer wieder gesagt, Österreich solle keine EU-Beiträge mehr zahlen. Dass nun die "Allianz für die Freiheit", eine EU-Rechtspartei, bei der auch die FPÖ dabei ist, allein heuer 370.000 Euro Förderung von der EU bekommt, findet Strache in Ordnung:

"Das ist ja ein Minimalbeitrag. Sie tun ja so, als wäre das ein hoher Betrag, mit dem Europa geändert werden könnte. Ich sage klar und deutlich, dass ich kein Geld brauche. Diese europäische Allianz bekommt Geld für Mitarbeiter."

Respekt vor Otto Habsburg

Über den verstorbenen Otto Habsburg äußert Strache sich respektvoll: "Selbstverständlich verdient der verstorbene Otto von Habsburg unsere Anerkennung. Er war ein großer Europäer, und die Geschichte seiner Familie hat ja auch Österreich mitgeprägt. Selbstverständlich sind dieser Respekt und diese Anerkennung wichtig, und wir werden auch mit Vertretern der freiheitlichen Partei an diesen Feierlichkeiten teilnehmen."

"Verdrängungsprozess" auf Arbeitsmarkt

Das Staatssekretariat für Integration mit Sebastian Kurz an der Spitze ist nicht nach Straches Geschmack. Er spricht von einer "Rekordzuwanderung" von über 18 Prozent. SPÖ und ÖVP würden für eine "völlig undifferenzierte Masseneinwanderung" eintreten. Integration sei eine "Bringschuld" der Zuwanderer. Ein verpflichtendes zweites Kindergartenjahr hält Strache für "Unsinn".

In den kommenden zwei Jahren würden bis zu 300.000 und mehr Menschen aus Osteuropa auf dem österreichischen Arbeitsmarkt zu einem "Verdrängungsprozess" führen, so der FPÖ-Chef. Die gesunkene Arbeitslosigkeit führt er auf eine Zunahme sogenannter "McJobs" zurück, von denen man nicht leben könne.

"Stärkste und bestimmende Kraft"

Gefragt nach einer Rückschau auf das vergangene Jahr, zieht Strache für seine Partei eine rein positive Bilanz: Er konstatiert ein völliges Scheitern der Bundesregierung und ortet die Themenführerschaft im Land bei der FPÖ. Seine Partei habe ein klares Gegenkonzept und sei deshalb in den Umfragen zur stärksten und bestimmenden Kraft in Österreich geworden. Auf eine Präferenz für entweder SPÖ oder ÖVP wollte sich Strache in der Ö1-Sommerinterview-Serie mit den Obleuten der Parlamentsparteien für das ORF-Radio nicht festlegen.