Bregenzer Festspiel-Präsident im Interview

"André Chénier" als Spiel auf dem See

Bundespräsident Heinz Fischer hat am Mittwoch, 20. Juli 2011 die 66. Bregenzer Festspiele eröffnet. Das bis 21. August dauernde Musikfestival am Bodensee steht heuer unter dem Motto "Schöpfung" und startet am Abend mit der Premiere der Revolutionsoper "André Chénier" von Umberto Giordano auf der Seebühne.

Mittagsjournal, 20.07.2011

Der Präsident der Bregenzer Festspiele, Günter Rhomberg, wird sich offenbar nach dem Ende der aktuellen Funktionsperiode im Frühjahr 2012 wie erwartet aus seinem Amt zurückziehen. Rhomberg kündigte diesen Schritt nun auch selbst an, indem er am Mittwoch bei der Eröffnung der 66. Bregenzer Festspiele von seiner "31. und definitiv letzten Eröffnungsrede" sprach.

Kultur aktuell, 20.07.2011

Als Hausoper steht das Auftragswerk "Achterbahn" der britischen Komponistin Judith Weir auf dem Spielplan (Ö1 überträgt am Donnerstag, 21. Juli 2011, 19:30 Uhr). In vier Wochen werden rund 100 Veranstaltungen geboten, die Festspiele erwarten bis zu 200.000 Besucher.

Für das von Ulf Schirmer dirigierte und von Keith Warner inszenierte Operndrama zur Zeit der französischen Revolution rund um den Dichter André Chénier wurden rund 164.000 Karten aufgelegt. Rund zwei Drittel der Tickets sind laut Festspielangaben gebucht.

Beeindruckendes Bühnenbild

Schon im Vorfeld fand das rund sieben Millionen Euro teure und 14 Meter hohe Bühnenbild, das an das Gemälde "Der Tod des Marat" angelehnt ist, große mediale Beachtung. Im Haus feiert dann am 21. Juli die von einem sizilianischen Märchen inspirierte Oper "Achterbahn" in Anwesenheit der Komponistin ihre Uraufführung.

Zu den Eröffnungsfeierlichkeiten kommt wie jedes Jahr viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur nach Bregenz, darunter Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) sowie der designierte Intendant der Bregenzer Festspiele ab 2015, Roland Geyer.

Festival war in Turbulenzen

Um die Zukunft der Bregenzer Festspiele gab es in diesem Frühjahr große Turbulenzen, die auch in den Medien breitgetreten wurden. David Pountneys Amtszeit, derzeitiger Intendant, wurde zunächst nicht, dann doch verlängert, bevor er dann doch ein anderes Angebot annahm.

Roland Geyer stand als Nachfolger schon fest, noch ehe die Ausschreibung abgeschlossen war. Der Vorstand der Bregenzer Festspiele geriet unter medialen und politischen Druck. Allen voran Günter Rhomberg, seit 30 Jahren Präsident der Bregenzer Festspiele. Im Ö1 Interview nahm er zu diesen Vorwürfen Stellung.

Kultur aktuell, 20.07.2011

Interview mit Günter Rhomberg

Verwirrspiel um David Pountney

Man sei ein "Opfer der Medien" geworden und sei nicht mehr "Herr in unserem Haus" gewesen, betont Rhomberg. "Weil die Entscheidungen sind alle ganz eindeutig gefallen - und zwar bereits im Frühjahr 2010. Da wurde der Intendant Pountney vom Stiftungsrat mit einem einstimmigen Beschluss konfrontiert, dass seine Zeit über 2013 nicht verlängert wird. Wir waren natürlich völlig überrascht, dass er sich dann bei der offiziellen Ausschreibung beworben hat. Dann haben wir diesen Kompromiss gemacht mit Herrn Pountney, dass er ein Jahr verlängert wird."

Die Politik sei gerufen worden, man sei von den Medien getrieben worden - "und damit haben wir diesen Kompromiss machen müssen. Und dann hat er, völlig überraschend, seine Kandidatur nach einigen Wochen wieder zurückgenommen. Und das war das Unglück." Somit habe man abermals eine Ausschreibung machen müssen.

ORF sendet Festspiel-Höhepunkte

Der ORF überträgt im Rahmen seiner Berichterstattung zu den Bregenzer Festspielen sowohl das Spiel auf dem See als auch die Hausoper live in ORF 2 bzw. Ö1. In bereits gewohnter Manier wird auch die Eröffnungszeremonie in voller Länge zeitversetzt in ORF2 und 3sat gezeigt. In der Reihe "Festspielfrühstück - Künstler zum Kennenlernen" geben verschiedene Festspielkünstler Einblick in ihre Arbeit beim Bregenzer Festival.

Die Eröffnungszeremonie wird am Mittwoch ab 12:00 Uhr auf ORF2 und 3sat ausgestrahlt, zwei Tage später soll am Freitag die Live-Sendung von Umberto Giordanos Revolutionsoper "André Chénier" (ORF2, ab 21:20 Uhr) für Begeisterung bei Opernliebhabern sorgen. Die Premiere der im Festspielhaus aufgeführten Oper "Achterbahn" von Judith Weir wird am Donnerstag (19:30 Uhr) von Radio Vorarlberg live für das Programm Ö1 übertragen.

Kulturjournal live aus Bregenz

Erste Premierenberichte sendet ORF Radio Vorarlberg in den Frühausgaben der "Landesrundschau" bzw. in "Guten Morgen, Vorarlberg". Aktuelle Premierenberichte mit ersten Kritikerstimmen sind aber auch jeweils im Ö1-Frühjournal zu hören, ausführlicher anschließend im Festival-Magazin "Intrada" am 22. Juli (10:05 Uhr). Zudem überträgt das Ö1 Kulturjournal am Mittwoch und Donnerstag (21. und 22. Juli) erstmals live aus Bregenz (17:09 bis 17:30 Uhr).

In der Veranstaltungsreihe "Festspielfrühstück - Künstler zum Kennenlernen" führt ORF Radio Vorarlberg bis 14. August jeden Sonntag ein Gespräch mit einem Festspielkünstler. Den Anfang machte am vergangenen Sonntag der mexikanische Tenor Hector Sandoval, der im Spiel auf dem See André Chénier darstellt. Weitere Gäste sind der Dirigent Paul Daniel (24. Juli), der Pianist Marino Formenti (31. Juli), Eva-Maria und Martin Kabas von den Wiener Symphonikern (7. August) und der Schauspieler Ulrich Matthes (14. August). Die Gespräche werden jeweils am Montag in der ORF Radio Vorarlberg-Sendung "Kultur nach 6" (ab 18:00 Uhr) zusammengefasst.

Text: APA/Red., Audio: ORF

Service

Eröffnung Bregenzer Festspiele 2011, Mittwoch, 20. Juli 2011, 12:00 Uhr, ORF2

Bregenzer Festspiele