Experte: Kein kleines Neonazi-Rädchen
Königshofer-Ausschluss war überfällig
Die FPÖ hätte schon früher jeden Anlass gehabt, den Tiroler FPÖ-Nationalratsabgeordneten Werner Königshofer aus der Partei auszuschließen. Diese Ansicht äußert der Rechtsextremismus-Experte Andreas Peham und untermauert sie mit Beispielen aus der Vergangenheit Königshofers.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 29.07.2011
"Terroristische Gesinnung"
Werner Königshofer sei "Alter Herr" der Burschenschaft "Brixia", so Andreas Peham vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes. Eine Verbindung ähnlich der "Olympia", die selbst einigen in der Burschenschafter-Szene zu extrem sei: "Der Brixia wurde es noch in den 1980er-Jahren nicht erlaubt, zur deutschen Burschenschaft beizutreten mit dem Argument, sie beheimate Männer von terroristischer Gesinnung, aufgrund ihrer Verstrickungen in den Südtirol-Terror."
Kein kleines Rädchen
Darüber hinaus war Königshofer in den 1970er Jahren in der Neonazi-Szene aktiv, so Peham. Und da sei Königshofer kein kleines Rädchen gewesen, wie er sich immer darzustellen versuche, sondern "er war sogar stellvertretender Landessprecher der neonazistischen NDP und eine Zeit lang Mitte der 1970er Leiter der Lokalredaktion Tirol von einem Neonazi-Blatt."
Ausreichende Anlässe für Ausschluss
All das seien keine Geheimnisse, sagt der Rechtsextremismus-Experte: "All das war bekannt, hat die FPÖ aber nicht gehindert, ihn in ihre Reihen aufzunehmen. Es gab in den späten 1980er- oder 90er-Jahren eine regelrechte Eintrittswelle von Leuten, die in solchen neonazistischen Organisationen zuvor organisiert waren. Sie wurden dort auch mit offenen Armen empfangen."
Zudem hätte Werner Königshofer der FPÖ schon früher genügend Anlässe gegeben, um sich von ihm zu trennen, so Peham. Er vermutet als Grund, dass das gerade jetzt passiert, liege an der massiven Kritik durch Boulevardmedien an Königshofer.
Bekannte Ausfälle
In der Tat ist der 58-jährige Königshofer schon wiederholt aufgefallen: Etwa heuer im Februar, als er ein Dokument auf seiner Homepage veröffentlicht, in dem vor einer "schleichenden Orientalisierung Tirols" gewarnt wird, vor dem "Fremdling auf Dauer, der ein Schädling" sei, und vor "muslimischen Samenkanonen". Der Text, so Königshofer damals, sei ihm von einem anonymen Autor zugeschickt worden.
Im Vorjahr hat der ehemalige FPÖ-Mann den Grünen Landtagsabgeordneten Gebi Mair in einem Internetposting eine "Landtagsschwuchtel" genannt. Auf seinem Facebook-Account bezeichnet er im Mai einen marokkanischen Asylwerber als "Kanaken". Und im Juni hat ihm ein Gericht bescheinigt, dass er Kontakt zur Neonazi-Homepage alpen-donau.info hatte. All das spielte sich in der Öffentlichkeit ab, war also auch der FPÖ-Spitze wohlbekannt.