Lehrerberuf muss attraktiver werden

Zweifel an Ernsthaftigkeit der Tests

Der Bildungsexperte und Buchautor Andreas Salcher bezweifelt, dass es die Politik mit den Lehrer-Eignungstests wirklich ernst meint. Er fordert im Ö1 Interview eine konsequente Auswahl und ein attraktives Lehrerdienstrecht.

Morgenjournal, 01.08.2011

Der Buchautor und Mitbegründer der Wiener Sir-Karl-Popper-Schule für Hochbegabte, Andreas Salcher, im Gespräch mit Stefan Kappacher

"Druck, dass jeder genommen wird"

Die geplanten Eignungsverfahren für alle angehenden Lehrer seien überfällig, aber wegen der bevorstehenden Pensionierungswelle schon jetzt in Gefahr, warnt der Autor Andreas Salcher - der mit seinem Buch "Der talentierte Schüler und seine Feinde" für viel Aufsehen gesorgt und die Bildungsdebatte so richtig angestoßen hat. Salcher bezweifelt, dass es die Politik mit den strengen Auswahlkriterien für künftige Lehrer wirklich ernst meint. Das zeige sich am Beispiel der Pädagogischen Hochschulen, wo es jetzt schon Eignungstests gibt. Es gebe massiven politischen Druck, dass jeder genommen werden, weil man so viele neuen Lehrer brauche, so Salcher im Ö1 Morgenjournal. Das schrecke erst recht wieder jene ab, die hochmotiviert in den Beruf gehen wollten.

Attraktiveres Dienstrecht nötig

Um den Lehrberuf attraktiver zu machen, müssten die Lehramtskandidaten einmal wissen, wie ihr Berufsbild ausschaut, fordert Salcher. In dieser Hinsicht sei es "ein Wahnsinn", dass das neue Lehrerdienstrecht erst im nächsten Sommer "in Geheimverhandlungen" fertig werden soll, kritisiert der Bildungsexperte. Zu einem attraktiveren Dienstrecht gehörten höhere Anfangsgehälter wie etwa die von Betriebswirten oder Juristen, leistungsorientierte Bezahlung und Aufstiegschancen.

Besser "Nein" als "Sackgasse"

Als Kriterien für die Lehrerauswahl nennt Salcher unter Verweis auf das Beispiel Finnland: "Ist der angehende Lehrer in der Lage, junge Menschen für sein Fach zu begeistern? Mag er Kinder? Und mögen Kinder ihn?" Wenn ein Mensch diese Voraussetzungen nicht hat, heiße es klipp und klar Nein. Das sei wesentlich fairer als dass ungeeignete Kandidaten in einer Sackgasse landen und nicht mehr herauskommen, so Salcher.