Uni-Professor: "Panik noch nicht angebracht"
Von Wirtschaftskrise blieb Schuldenkrise
Die Wirtschaft habe die Krise zwar überwunden, die Schuldenkrise sei aber geblieben, analysiert Gottfried Haber, Professor für Volkwirtschaft an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, im Morgenjournal-Gespräch. Das Problem sei aber nicht neu, daher sei auch keine Panik angebracht, beruhigt Haber.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 09.08.2011
Gottfried Haber, Professor für Volkwirtschaft an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, im Gespräch mit Andrea Maiwald
Glaubhafter Schuldenabbau nötig
An den Börsen herrsche die Angst, dass kein Staat der Welt seine Schulden in Ordnung bringt, auch die USA nicht, erklärt Haber die aktuelle Talfahrt der Aktienkurse. Die einzige sinnvolle Antwort wäre zu sagen, man werde sparen und die Budgets in den nächsten Jahren konsolidieren. Die Wirtschaft habe sich nach der Krise rasch erholt, von der Wirtschaftskrise sei aber die Schuldenkrise geblieben, und die müsse gelöst werden, so Haber. "Eigentlich müsste es ausreichen, wenn die Staaten glaubhaft machen, dass sie ihre Schulden stabilisieren können, also zumindest über die nächsten Jahre keine zusätzlichen neuen Schulden machen." Langfristig sollten die Staaten zumindest theoretisch in der Lage sein, die Schulden abzubauen. Ein wirklicher Abbau auf Null sei nicht erforderlich, so Haber.
Unbequeme Wahrheiten
Die negativen Einstufungen durch die Ratingagenturen seien eigentlich keine Neuigkeiten. Man wisse schon seit Jahrzehnten, dass es an den Schulden krankt und sich die Staaten irgendwann einbremsen müssen. Die Ratingagenturen zeigen nur auf, wo das Problem liegt. "Die Grippe ist schon lang da, nur jetzt hat der Arzt gesagt, wir sind krank."
Märkte übertreiben
Die Märkte seien ein Spiegel der realen Wirtschaft und würden im Moment in ihren Reaktionen auf hohe Schulden und gedämpftes Wirtschaftswachstum übertreiben. "Der Super-GAU wäre natürlich eine neue Wirtschaftskrise, so weit sollte es aber nicht kommen, weil das Problem nicht neu ist und nun nur in seiner Schärfe erst jetzt von den Märkten erkannt wird." Im Moment sei also Panik noch nicht angebracht, so Haber.