Schon ein Toter

Londoner Krawalle weiten sich aus

Nach der dritten Krawallnacht in einzelnen Londoner Vierteln und anderen Städten erwägt die britische Polizei nun den Einsatz von Gummigeschossen gegen die Randalierer. Premierminister David Cameron, der seinen Urlaub vorzeitig abbrach, ließ außerdem die Polizeikräfte massiv aufstocken.

Großbritannien steht angesichts von brennenden Gebäuden und Autos und geplünderten Geschäften unter Schock. Verstärkt wird der auch dadurch, dass die Krawalle nun auch ein erstes Todesopfer gefordert haben.

Abendjournal, 09.08.2011

400 Verhaftungen

Über vierhundert Randalierer wurden bereits verhaftet, die Behörden drohen mit harten Strafen. Auch Premierminister David Cameron setzt nach einer ersten Krisensitzung mit dem Nationalen Sicherheitsrat vor allem auf die geballte Kraft der Polizei: Letzte Nacht waren 6.000 Polizisten im Einsatz, heute Nacht werden es 16.000 sein, so Cameron.

Lebensgrundlagen zerstört

Drei Nächte lang war die Polizei von den sich ausbreitenden Krawallen völlig überfordert. Hunderte Jugendliche zündeten Gebäude und Autos an, plünderten und verwüsteten Geschäfte. Letzte Nacht waren zehn Londoner Stadtteile betroffen, erstmals aber auch andere britische Städte. Es habe totale Gesetzlosigkeit geherrscht, die Polizei habe teilweise nur zugeschaut, berichten Augenzeugen. Überall standen Bewohner auf der Straße herum, mit Pfannen und Töpfen bewaffnet, um ihre Wohnungen zu verteidigen, beschreibt ein Geschäftsmann die nächtliche Situation im Londoner Stadtteil Ealing.

Während sich die britische Polizei mit heftiger Kritik konfrontiert sieht, wird über Hintergründe der Ausschreitungen gerätselt: Es waren nur Teenager. Sie hatten ihren Spaß. Für sie war es Spaß doch für andere war es die Lebensgrundlage, sagt eine junge Frau, deren Wohnung zerstört wurde.

Haben nichts zu verlieren

Die britische Parlamentsabgeordnete Diane Abbot sieht die Ursachen der Krawalle so: Es gebe einen kleinen Teil von sehr jungen Menschen, die das Gefühl haben, kein Teil der Gesellschaft zu sein, die nichts zu verlieren haben.

Die Brände der letzten Nacht sind noch nicht vollständig gelöscht, ob es der Polizei heute Nacht gelingen wird, weitere Ausschreitungen zu verhindern ist noch nicht klar.