Burgschauspieler zieht alle Register
"Maß für Maß" mit Gert Voss
Die letzte große Premiere des Schauspiels bei den Salzburger Festspielen galt am Mittwoch, 17. August 2011 William Shakespeares Stück "Maß für Maß" am Salzburger Landestheater. Diese brachte auch eine Rückkehr von Gert Voss nach über einem Jahrzehnt - dorthin, wo er einst Triumphe mit Thomas-Bernhard-Stücken, aber auch als "Jedermann" gefeiert hatte.
26. April 2017, 12:23
Kultur aktuell, 18.08.2011
Poesie und Radikalität
Ein mit goldschimmernden Kacheln verfliester Kastenraum , ein riesiger Kristallluster, heutige Kostüme, aber Musik, die in die elisabethanische Zeit Shakespeares führt. Thomas Ostermeier, der Regisseur und Leiter der Berliner Schaubühne, an die die Aufführung von "Maß für Maß" nach den Festspielen geht, lässt dem Stück die Melancholie und die politische Schärfe, die Poesie und die radikale Sicht auf die Conditio humana, aber auch die Komik.
Denn Shakespeares Stück ist zwar Komödie, es ist aber auch ein bitteres Spiel um Macht und Machtmissbrauch. Im Zentrum der Herzog, gespielt von Gert Voss, der seinen Stellvertreter, den sittenstrengen und bigotten Angelo, in seiner Abwesenheit regieren lässt, nur um ihn bei seiner Rückkehr zu entlarven.
Angehende Nonne umgarnt
Der aus Film und Fernsehen bekannte deutsche Schauspieler Lars Eidinger spielt diesen Angelo. Bis es zum Showdown kommt, versucht Angelo die angehende Nonne Isabella zu verführen, deren Bruder Claudio er hinrichten lassen will.
Die junge Jenny König, mehr oder weniger frisch von der Schauspielschule, spielt die Isabella eindrucksvoll, in jedem Augenblick glaubwürdig. Aber auch die Komik kommt nicht zu kurz, etwa wenn der Herzog (Gert Voss), als Mönch verkleidet, über sich selbst redet.
Voss zieht alle Register
"Maß für Maß" ist eine der tiefgründigsten Komödie von Shakespeare und Thomas Ostermeier ist ihr suchend auf die Spur gekommen, bringt diesen so anspruchsvollen Shakespeare Text zum Leuchten. Die zweieinhalb pausenlosen Stunden vergehen im Flug und auch das halbe Schwein, das vom Kronleuchter hängt oder das ständige Hantieren mit dem Wasserschlauch kann mit dieser Tiefensicht erklärt werden.
Gert Voss zieht als Shakespeare-Darsteller alle Register seines Könnens - ohne stereotype Manierismen. So frisch, so jung hat man ihn, der inmitten eines sehr jungen Teams spielt, schon lange nicht mehr erlebt, Applaus galt nicht nur ihm, sondern dem ganzen Darsteller- und Produktionsteam, nach einer geglückten Shakespeare-Aufführung, wie man sie heute leider nicht allzu oft erlebt.
