Neuer Roman "Geld"
Peter Rosei über Manager
Untersuchungen zum Zustand der Gesellschaft - das betreibt Peter Rosei in seinen Romanen. Vor sechs Jahren erschien "Metropolis", das die Geschichte der Zweiten Republik nachzeichnet. Ein Zeitpanorama war auch anno 2009 "Das große Töten". Mit seinem jüngsten Roman ist Peter Rosei in der Gegenwart angekommen. Unter dem Titel "Geld!" hat er den Typus Unternehmer/Manager unter die Lupe genommen.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 19.08.2011
Am Ende des Buches hat Tom eine - wie es heißt - "nagelneue Geschäftsidee":
Zitat
Amerika! Immobilien. Die braven Leute wollen sich Eigenheime bauen. Jeder sein warmes Nest. So viel Geld haben sie aber nicht, um das zu schaffen. Also brauchen sie Kredit und den gibt man ihnen, nicht zu knapp.
Wie es weiter gegangen ist, das ist bekannt. Die Vorgeschichte zum großen Crash erzählt Peter Rosei in seinem neuen Buch, einem Roman angesiedelt in der Welt der Investmentbanker und Spekulanten, der Pharmakonzerne und Werbeagenturen.
Einer der Vorteile eines Schriftstellers sei, so Rosei, dass er "vom Bundespräsidenten bis zum Sandler in der Josefstadt" alle kennenlernen könne und sich so seinen Reim mache. "Natürlich kenne ich auch Wirtschaftstreibende."
Maßlose Figuren
Selbstgefällig und unverfroren, rücksichtslos und eitel sind die männlichen Hauptdarsteller in Peter Roseis Geld-Roman, überdreht und nervös, kapriziös und aufgeputzt ihre Frauen. Maßlos sind sie allesamt. Zwischen seinen Figuren entwirft Peter Rosei kunstvoll ein ausgeklügeltes Beziehungsnetz und fügt Charakterstudien zu einem Gesellschaftsporträt.
"Mich interessiert eigentlich der Typus und wie wird jemand so als Individuum", so Rosei. Zur Rolle des Intellektuellen gehöre es auch und vor allem, Utopien zu entwickeln, meint Rosei und: "Ich glaube, das kommt aus dem 19. Jahrhundert, dass die Intellektuellen sich von Geld und Macht fernhalten, weil sie es als schmutzig empfinden."
"Aufgewacht, Freunde!"
In Aufsätzen und Artikeln in Tageszeitungen kommentiert und analysiert Peter Rosei immer wieder die wirtschaftliche und politische Entwicklung. "Wie machen wir den Kassasturz?" fragte er zu Beginn des Jahres im "Standard" und stellte fest: "So wie es war, kann es nicht weitergehen".
"Das Problem besteht ja, weil das System selbst nicht hinterfragt wird", meint Rosei. "Es wird im Wesentlichen herumgedoktert an einem System und es fehlt mir die Debatte der Alternativmöglichkeiten." Und er fügt hinzu, er wünsche sich mehr Beteiligung von den Menschen. "Vielleicht kann das Buch auch in dieser Hinsicht ein Beitrag sein, dass man sagt: Aufgewacht, Freunde! Informiert euch, schaut's, wohin das Ganze geht, weil ihr kriegt dann die Rechnung präsentiert."
Textfassung: Ruth Halle
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Peter Rosei, "Geld!", Residenz Verlag
Residenz - Geld!