Ermittlungen auch gegen Ex-BEWAG-Vorstände
Telekom-Affäre: Gelder auch an Reichhold?
In der Telekom-Affäre wird die Liste der Politiker an die über den Lobbyisten Hochegger Gelder der Telekom geflossen sein sollen, immer länger. Nach den Enthüllungen der Vorwoche, berichtet die Zeitschrift "News" jetzt, dass auch der Vorgänger von Infrastrukturminister Gorbach, Matthias Reichhold, nach seiner Amtszeit von Hochegger 72.000 Euro für Telekom-Beratung erhalten haben soll.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 31.08.2011
Hochegger-Zahlungen im Visier
Nachdem letzte Woche bekannt wurde, dass die Telekom Ex-Infrastrukturminister Hubert Gorbach mit einer viertelmillion Euro eine Sekretärin finanziert haben soll, berichtet die Zeitschrift "News" jetzt, dass auch Gorbachs Vorgänger Matthias Reichhold nach seiner Amtszeit von Hochegger 72.000 Euro für Telekom-Beratung erhalten haben soll. Außerdem soll Hochegger nicht nur für die Telekom dubiose Zahlungen abgewickelt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei ehemalige Vorstände des Burgenländischen Energieversorgers BEWAG, die im Frühjahr fristlos entlassen worden sind.
Kurzzeitminister wird Berater
Im Februar 2002 hatte Mathias Reichhold seine glücklose Vorgängerin Monika Forstinger, als schwarz-blauer Verkehrs- und Infrastrukturminister abgelöst. Allerdings war seine Amtszeit nur von kurzer Dauer. Acht Monate später wurde er von Hubert Gorbach abgelöst und wechselte als Experte für Weltraumtechnologie und Verkehrsinformationssysteme zum Magna Konzern.
Bevor Reichhold 2006 in den Asfinag Vorstand berufen wurde, scheint der Ex-FPÖ-Politiker auch als Berater aktiv gewesen zu sein. Darauf schließt die Zeitschrift "News" aus Buchhaltungsunterlagen der Hochegger-Firmen, die dem Magazin vorliegen. Zum Jahreswechsel 2005/2006 scheint Reichhold hier mit einer Zahlung von 72.000 Euro auf und zwar für Telekom-Beratung. Welche Leistung er für die Zahlung erbracht hat, ist unklar. Bei der Telekom heißt es: Reichhold war nie offizieller Berater. Reichhold selbst war vorerst für keine Stellungnahme erreichbar.
Gelder auch an Gaugg?
Aber auch noch andere ehemalige FPÖ-Politiker erhielten laut "News", Zahlungen von Hochegger: Etwa der ehemalige Nationalrat Reinhard Gaugg, ist in der Hochegger-Buchhaltung 2005 als Empfänger von 30.000 Euro verzeichnet, schreibt "News". Wofür Gaugg, der 2002 wegen Trunkenheit an Steuer seine politischen Funktionen zurücklegen musste, von Hochegger bezahlt wurde, ist ebenfalls unbekannt.
Verfahren gegen Ex-Bewag-Vorstände
Aber nicht nur die ehemalige Telekom-Führung scheint sich der speziellen Service-Leistungen der Hochegger-Firmen bedient zu haben. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt auch gegen zwei ehemalige Vorstände des burgenländischen Stromanbieters BEWAG. Es läuft ein Verfahren wegen des Verdachtes der Untreue, bestätigt Sprecher Thomas Vecsej.
Hintergrund: Im Frühjahr wurden die beiden langjährigen ehemaligen BEWAG-Vorstände Hans Lukits und Josef Müntzenrieder mit der Begründung Vertrauensverlust fristlos entlassen. Nun beginnen Details über die Entlassungsgründe zu sickern. Einmal mehr stehen undurchsichtige Geschäfte und BEWAG-Zahlungen ohne erkennbare Leistungen an Hochegger-Firmen im Raum.
"News" zitiert aus einem Schreiben der Rechtsanwälte der BEWAG: Hier ist vom Verdacht die Rede, dass 1,2 Millionen Euro an die Hochegger-Firmen gezahlt worden sein, mit denen Schmiergelder an ungarische Amts- und Entscheidungsträger gezahlt werden sollten. Und zwar mit Wissen der beiden ehemaligen Vorstände. Die Anwaltskanzlei Wehninger, die die beiden Vorstände vertritt, bestreitet das: Die Vorwürfe seien geprüft und für substanzlos befunden worden. Die Entscheidung der Justiz werde das bestätigen, so die Rechtsvertreter der beiden Ex-BEWAG-Vorstände. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.