Billige Tricks oder fehlgeleitete Trauer?

Verschwörungstheorien zu 9/11

Nach den Attentaten vom 11. September 2001 gab es so viele Verschwörungstheorien, dass heute noch laut Umfragen mehr als zehn Prozent der Menschen daran glauben. Einige Verschwörungstheorien lassen sich leicht als billige Tricks entlarven. Doch auch viele Hinterbliebene der Opfer glauben an eine Verschwörung.

Mittagsjournal, 9.9.2011

Lucien Giordani

Sprengstoff im Spiel?

Die hartnäckigste Verschwörungstheorie stellt Fragen, die sich eigentlich alle Menschen am 11. September 2001 gestellt haben: Warum konnten die Türme so schnell einstürzen, und warum sind auf den Videos Explosionen 30 Stockwerke unter dem Einschlagspunkt des Flugzeugs zu sehen?
Es muss, sagen die Verschwörungstheoretiker, Sprengstoff im Spiel gewesen sein.

Torin Wolf, ehemaliger Sprengmeister, sagt: "Ich weiß, wie man ein Haus baut und wie man es abreißt, und sobald ich gesehen habe, wie die Gebäude zusammenbrechen, war mir klar, dass da etwas nicht stimmt."

Hitzeschutz abgerissen

Die offiziellen Experten können diese Theorie entkräften: Der Aufprall der Flugzeuge habe den Hitzeschutz der Stahlträger abgerissen. Bauingenieur Paul Levy fügt hinzu, durch den Brand hätten die Stahlträger die Hälfte ihrer Härte verloren und konnten daher das Gewicht des Gebäudes nicht mehr tragen.

Komprimierte Luft

Und was die vermeintlichen Explosionen betrifft, so erklärt ein anderer Spezialist, Greene Corly, sie folgendermaßen:

"Beim Einsturz haben die Gebäude eine Unmenge an Energie erzeugt. Und diese Energie hat die Luft in den Stockwerken komprimiert und sie seitwärts durch die Scheiben aus dem Gebäude geblasen. Das sieht wie Explosionen aus."

Angehörige verlangen Untersuchung

Jahre danach haben sich viele der trauernden Hinterbliebenen der Opfer den Verschwörungstheoretikern angeschlossen. Ein Werbespot läuft im Fernsehen, in dem die Angehörigen für ihren Sohn, ihre Tochter, ihren Onkel eine neue Untersuchung fordern.

Sicherheitskameras geschlagnahmt

Weitere Rätsel gibt der Angriff auf das Pentagon auf.

Das entführte Flugzeug schlug beim Aufprall zwar ein Loch in die Außenmauer, doch es war auf keinem Video zu sehen. Die an die 80 Sicherheitskameras aus der Umgebung wurden vom FBI beschlagnahmt. Auch zeigen spätere Aufnahmen weder Flugzeugtrümmer noch Leichen. Das Einschlagsloch scheint viel zu klein zu sein. Daraus schließen viele: Es war eine Rakete und keine Passagiermaschine, zumindest sicherlich keine Boeing 757.

Flugschreiber gefunden

Auch hier stiegen sofort Mitglieder der Untersuchungskommission auf die Barrikaden. Sie selbst hätten Trümmer des Flugzeugs weggeräumt und seien dann sogar auf den Flugschreiber gestoßen.

Doch auch hier verhält es sich wie bei weiteren Geheimnissen, die die Ereignisse des 11. Septembers umgeben. Eingefleischte Zweifler wird man nie überzeugen können.

Mittagsjournal, 9.9.2011

Wolfgang Buschlinger
im Gespräch mit Gertrude Roten

"Durch Zorn gestützt"

Verschwörungstheorien werden bei vielen Menschen meist durch eigene gefühlsmäßige Abneigungen, durch Groll oder Zorn gestützt, glaubt der deutsche Philosoph Wolfgang Buschlinger. Viele Menschen misstrauen den Untersuchungen über den Ablauf der Attentate am 11. September.

Sie misstrauen den US-Geheimdiensten, die Hinweise auf die bevorstehenden Anschläge ignorierten und Spuren nicht verfolgten. Und sie misstrauen vor allem der damaligen Regierung Bush, der sie Vertuschung unterstellen, meint Buschlinger.