Muslime in Österreich und Auswirkungen von 9/11
"Islamfeindlichkeit Mainstream"
Dass der Islam nach 9/11 plötzlich Thema war, hat auch die islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich deutlich gespürt, sagt Omar al-Rawi, langjähriger Integrationsbeauftragter der islamischen Glaubensgemeinschaft und SPÖ-Gemeinderat. Die Islamfeindlichkeit sei im gesellschaftlichen Mainstream angekommen.
26. April 2017, 15:09
Mittagsjournal, 8.9.2011
Barbara Ganzfuss
Islam auf der Weltbühne
Müssen sich in Österreich Muslime für ihre Religion verantworten, werden sie für die Attentate am 11. September vor zehn Jahren zumindest mitverantwortlich gemacht?
Durch 9/11 sei der Islam auf die politische Weltbühne gekommen, sagt der Politikwissenschaftler Farid Hafez. Muslime und Nicht-Muslime mussten sich plötzlich mit der Religion beschäftigen.
Muslime unter Druck
Dass der Islam plötzlich Thema war, habe auch die islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich deutlich gespürt, sagt Omar al-Rawi. Aber auch die Islamfeindlichkeit sei im gesellschaftlichen Mainstream angekommen, und das bringe viele Muslime unter Druck.
"Vermehrt Diskriminierung"
"Menschen haben vermehrt Diskriminierung erfahren, wenn sie in sensiblen Bereichen arbeiten wie in der Sicherheitsbehörde oder auf Flughäfen", sagt Al-Rawi. Plötzlich seien Begriffe wie "Schläfer", "Leitkultur" und "Hassprediger" aufgetaucht – Begriffe, die ausschließlich für Muslime verwendet werden.
Kurz will gegensteuern
Integrationsstaatskretär Sebastian Kurz von der ÖVP ist das Wort Generalverdacht zu hart, ihm sei aber bewusst, dass viele Österreicherinnen und Österreicher Muslimen skeptisch gegenüberstehen.
"Es ist natürlich ein Anliegen von unserem Integrationsstaatskretariat, dass wir da gegensteuern", so Kurz.
Integrationsbotschafter
Und zwar mit 100 sogenannten Integrationsbotschaftern, die ab Oktober an Schulen unterwegs sein und zeigen sollen, dass sie es in Österreich geschafft haben, und mit dem Dialogforum Islam im Herbst. Kurz will erreichen, dass Imame künftig in Österreich ausgebildet werden.
Tiefe Kluft
Vorurteile aus dem Weg zu räumen, sei dringend nötig, sagt Hafez. Die tiefe Kluft habe zuletzt die europäische Wertestudie 2008 gezeigt.
"31 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher wollen keine Muslime als Nachbarn haben", so Hafez. Und das, so der Politologe, sei keine kleine Minderheit.