Wolf Biermann in Wien

8. April 2017, 21:58

Wolf Biermann wird am 15. November 75 Jahre alt. Davor kommt er noch einmal nach Wien - am 5. November gibt er ein Konzert mit alten und neuen Liedern im Theater Akzent. Am 15. September war der Geburtstag seiner Mutter Emma Biermann, von der er sehr viel gelernt hat, auch "nein" zu sagen, zu protestieren, Zivilcourage zu entwickeln. Seine Mutter sei eine "starke, lebendige, tapfere, kluge und auch liebevolle" Frau gewesen, kein "harter Parteikaderknochen", so Biermann.

Wolf Biermanns Eltern waren Kommunisten, der Vater außerdem Jude, der 1943 in Auschwitz ermordet wurde. Doch Demokratie war auch im kommunistischen Elternhaus Biermann ein Unwort. Biermann wurde "in der kommunistischen Kirche" erzogen und "wusste deswegen - so wie jeder gläubige Christ weiß, dass es die heilige Dreifaltigkeit gibt -, dass Demokratie ein Schmarrn ist, ein Beschiss, eine Lüge, auf die wir nicht reinfallen", erinnert sich Biermann.

Eigenes Demokratieverständnis entwickelt

Bald nach Kriegsende erfolgte die Umsiedlung in die DDR. "Dann wurde ich leider älter und leider klüger – das lässt sich nicht vermeiden -, und dann begann ich mehr und mehr, mir meine eigenen Gedanken zu machen", erzählt Biermann. "Dann lernte ich allmählich, mein eigenes Verhältnis zur Demokratie zu entwickeln."

Und dieses Demokratieverständnis war auch zündend für die Bürgerrechtsbewegungen in der DDR und letztlich für den Fall der Berliner Mauer. 1976 wurde Biermann zu einem Konzert in Köln eingeladen und danach aus der DDR ausgebürgert. Dieses legendäre Konzert soll demnächst als DVD erscheinen, außerdem eine neue CD, "In diesem Land leben wir" mit Chorkompositionen, und ein Buch, "Fliegen mit fremden Federn", im Hoffmann und Campe Verlag.

Konzerte gibt es zum 75. Geburtstag Biermanns an vielen Orten, auch in Wien am 5. November unter dem Titel "Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt in ihr um".

Textfassung: Ruth Halle