Euro-Schutzschirm flexibler gestalten
IWF: Europas Banken brauchen mehr Geld
Heute veröffentlicht der Internationale Währungsfonds (IWF) seinen Bericht über die Stabilität des Finanzsystems. Der IWF betont, dass Europas Banken mehr Geld brauchen, um der Schuldenkrise standzuhalten. Nur das könne die Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte garantieren. IWF-Chefin Lagarde hat jüngst schon von einer Kapitallücke von bis zu 200 Milliarden Euro gesprochen. Europas Banker widersprechen heftig.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 21.09.2011
Arbeitslosigkeit als größte Gefahr
Einige europäische Banken sind immer noch nicht krisenfest und brauchen frisches Kapital, damit es zu keiner Kreditklemme kommt. Darüber sind sich alle einig. In einer Rede im Wilson Center vor Beginn der Herbsttagung warnt die neue Währungsfonds-Chefin Christine Lagarde: "Hohe Arbeitslosigkeit, das ist der Fall in diesem Land, in den USA. Das ist aber auch in vielen, vielen anderen Ländern der Fall. Vor allem in den Industrieländern. Es betrifft die jüngere Generation. Wir müssen das vermeiden. Mit zehn Jahren ohne Wachstum laufen wir Gefahr für eine verlorene Generation verantwortlich zu sein."
EU bestätigt: Banken fehlt Geld
Mit ihrer Schätzung von einer Kapitallücke von bis zu 200 Milliarden Euro hat Lagarde für viel Wirbel gesorgt. Denn beim europaweiten Bankenstresstest wurden nur drei Milliarden Euro gefunden. Doch ausgerechnet die EU-Kommission selbst bestätigt nun die größere Finanzlücke. Deutlich mehr als die neun beim Stresstest durchgefallenen Banken brauchten frisches Geld, sagte EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia in Brüssel.
Sollen Banken wieder Geld vom Staat bekommen?
Abgesehen von der Summe ist aber die entscheidende Frage, woher soll das Geld kommen. Der Währungsfonds hält viel von einer neuen Runde Staatskapital. Es wäre wünschenswerter, wenn Banken private Geldgeber finden, sagt IWF-Chefökonom Olivier Blanchard. Komme es nicht dazu, "macht es Sinn, die Banken zu zwingen, öffentliches Geld zu akzeptieren". Es ist wichtig, dass Banken genügend Kapital haben, einen richtigen Kapitalpolster.
Mehr Möglichkeiten für Euro-Schutzschirm EFSF
Die meisten privaten Investoren winken ab. Sie glauben an kein schnelles Ende der Schuldenkrise in der Euro-Zone und haben Banken eher auf der Verkaufsliste, erklärt IWF-Ökonom Jörg Decressin: "Man muss das Finanzsystem stärken, über Kapitalspritzen oder Umstrukturierungen. Und die Beschlüsse vom 21. Juli müssen verabschiedet werden: Der ESFS soll Anleihen aufkaufen können und Kredite vergeben können, um Banken zu rekapitalisieren. Er soll auch Kredite als Vorsichtsmaßnahme vergeben können. So wie das IWF auch kann."
IWF will als erstes Stabilität
Brüssel stellt vorsorglich die Weichen für eine neue Runde Staatskaital. Die gelockerten Regeln für staatliche Beihilfen bleiben bis auf weiteres gelockert. Wasser auf die Mühlen des Währungsfonds. Christine Lagarde: "Stabilität ist wichtig. Und es ist wichtig, dass die starken Schwankungen an den Finanzmärkten aufhören. Sicherweit ist ein Schlüssel für Vertrauen, Vertrauen ein Schlüssel für Wachstum und Wachstum ein Schlüssel für Arbeit."
Die Botschaft des Währungsfonds lautet also "Europa kann mit etwas politischem Willen nicht nur seine Probleme lösen, sondern auch die Weltwirtschaft vor einem Kollaps bewahren."