Brezinschek: "Keine Systembedrohung"
RI-Chefanalyst gibt Entwarnung
Der Chefanalyst von Raiffeisen International (RI), Peter Brezinschek, erklärt die Börsentalfahrt mit der Kombination unterschiedlicher schlechter Nachrichten. Brezinschek sieht die Börsen aber in einer "Übertreibungsphase" und erwartet keine "systembedrohenden Ausfälle."
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.09.2011
Der Chefanalyst von Raiffeisen International (RI), Peter Brezinschek, im Gespräch mit Hubert Arnim-Ellissen
Große Umschichtungen
Brezinschek führt die deutlichen Kursverluste zurück auf den negativen Konjunkturausblick der US-Notenbank kombiniert mit der "Zitterpartie" um Griechenland und der Ratingherabstufung von Banken. Dass die Märkte so sensibel auf derartige Nachrichten reagieren, erklärt Brezinschek damit, dass die Finanzmarktteilnehmer nach derartigen Nachrichten von verringerten Investitionen der Firmen in der Zukunft ausgehen müssten. Die Folge seien große Umschichtungen, erkennbar etwa an der historisch niedrigen Verzinsung von Staatsanleihen.
"Nicht systembedrohend"
Sorge um ihre Pensionsfonds müssten die Österreicher trotz aller Börsenturbulenzen nicht haben, beruhigt Brezinschek. Erstens seien die Kursverluste nur buchhalterischer Natur, solange sie nicht an den Börsen realisiert würde, außerdem seien Fonds gegen Verluste abgesichert. In Summe werde die Wertentwicklung nicht den ursprünglichen Erwartungen für 2011 entsprechen, aber eine Angst vor mit systembedrohenden Ausfällen wäre bei weitem übertrieben.
Verschleppte Reformen in Griechenland
Dass die griechischen Sanierungsbemühungen nur langsam vorankommen, führt Brezinschek darauf zurück, dass auf Steuererhöhungen gesetzt worden ist, obwohl kein Konzept für das Eintreiben der Steuern vorhanden war. Passender wären Ausgabensenkungen, die nicht unbedingt das Wirtschaftswachstum dämpfen müssen, wie zum Beispiel Bürokratieabbau. Außerdem seien in Griechenland erst jetzt auf Druck der EU strukturelle Reformen in Gang gekommen. So würde erst eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes ermöglichen, dass ausländische Investoren auf dem griechischen Markt aktiv werden.