Hürden vor allem in den niedrigen Stufen

Erschwerter Pflegezugang betrifft Tausende

Durch den erschwerten Zugang geht die Zahl der neuen Pflegegeld-Bezieher heuer seit Jahren erstmals deutlich zurück. Das zeigen die Halbjahreszahlen des Sozialministeriums, die Ö1 exklusiv vorliegen. Seit Jahresbeginn muss man mehr Pflegebedarf nachweisen, um in die niedrigen Pflegestufen zu kommen.

Morgenjournal, 14. 10. 2011

18.000 Menschen betroffen

Pflegegeld der Stufe eins und zwei wird nicht mehr so leicht bewilligt wie früher: Seit Jahresanfang muss man dafür nämlich pflegebedürftiger als bisher sein. Für die Pflegestufe eins muss jetzt belegt werden, dass man 60 Stunden Pflege im Monat braucht. Früher waren es nur 50. Auch für die Stufe zwei muss man seit Jänner um zehn Stunden mehr Pflegebedarf nachweisen können. Durch diesen erschwerten Zugang haben im ersten Halbjahr 4.000 Menschen gar kein Pflegegeld bekommen. Doppelt so viele werden es im ganzen Jahr sein, so das Sozialministerium.

Verzicht auf bis zu 1.800 Euro

Diese 8.000 Menschen müssen pro Monat auf über 150 Euro verzichten. Dazu kommen noch weitere rund 10.000 Menschen, denen pro Monat 130 Euro entgehen, weil sie nur die Stufe eins statt wie früher gleich die Stufe zwei bekommen beziehungsweise nicht in diese vorrücken. Insgesamt sind durch den erschwerten Pflegegeld-Zugang also rund 18.000 Menschen betroffen, so die Berechnungen des Sozialministeriums. Diesen Menschen entgehen bis zu 1.800 Euro im Jahr.

Budget-Entlastung von 22 Millionen Euro

Positiver Effekt für das Budget: Eine Entlastung von insgesamt 22 Millionen Euro. Eingerechnet ist dabei auch, dass schwerer Pflegebedürftige der Stufe sechs heuer etwas mehr bekommen. Die Entlastung bedeutet aber nicht, dass die Ausgaben für die Pflege sinken, sie steigen nach wie vor, aber eben etwas weniger und betragen heuer über 2,4 Milliarden Euro. Insgesamt bekommen in Österreich 442.000 Menschen Pflegegeld - das sind über fünf Prozent der Gesamtbevölkerung, Österreich liegt damit im OECD-Vergleich im Spitzenfeld.