Aber: Ohne Mitsprache kein Geld

China könnte sich an Rettungsfonds beteiligen

China könnte sich an dem europäischen Rettungsfonds EFSF beteiligen. In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder eine Lösung der europäischen Finanzkrise gefordert. Experten machen allerdings aufmerksam, dass China nicht vorhabe Europa zu retten, sondern günstig einkaufen wolle. Morgen schon wird der Chef des Rettungsfonds EFSF zu Gesprächen nach Peking reisen.

Positive Reaktion

Die Reaktion aus dem Außenministerium in Peking fällt heute kurz aus. Man begrüßte den Konsens, den die Staats- und Regierungschefs in Brüssel erreicht haben. Und man hoffe, dass die Ergebnisse des Gipfels das Vertrauen der Märkte erhöhen werden.

Kritik: Fehlende Mechanismen zur Krisenbewältigung

Kritischer ein Kommentar in der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua, die als Sprachrohr der chinesischen Führung gilt. Es gebe Fortschritte, allerdings mangle es in der EU weiterhin an effizienten Mechanismen zur raschen Krisenbewältigung, heißt es da. Kein Wort darüber, ob und wenn ja mit wie viel Geld man sich am Euro-Rettungsschirm beteiligen will.

Mittagsjournal, 27.10.2011

Sonderfonds zum Rettungsschirm

Um die Schlagkraft dieses Rettungsschirms zu erhöhen, haben die Mächtigen in Brüssel die Schaffung eines Sonderfonds in Aussicht gestellt, unter Einbindung des Internationalen Währungsfonds. In den Fonds sollen ausländische Investoren darunter auch China einzahlen. Als Gegenleistung, spekulieren chinesische Medien, könnte China dann mehr Stimmrechte im Währungsfonds und damit – wie schon länger gefordert – mehr Einfluss bei der Gestaltung des Weltfinanzsystems bekommen.

China: Unternehmensanteile kaufen

Dass China großes Interesse an einer Stabilisierung der Euro-Zone hat ist unbestritten. Europa ist Chinas wichtigster Exportmarkt. Ein Viertel der gigantischen Devisenreserven Chinas sind in Euro angelegt. China will den Wert seines Investments unter allen Umständen schützen. Doch ist der maßlose Aufkauf ausländischer Staatsanleihen mittlerweile auch in China umstritten. Viel lieber möchte man Unternehmensanteile kaufen und hat längst europäische Technologiefirmen im Visier.

Keine Rettung, sondern günstiger Einkauf

Die Hoffnung China könnte den Retter Europas spielen sei naiv, meint etwa Yi Xianrong, Finanzexperte an der chinesischen Akademie für Wissenschaften. Sein Land verfolge klare, strategische Ziele: "Unter den derzeitigen Bedingungen gibt es in Europa gute Investitionschancen. Weil das Risiko relativ hoch eingestuft wird, sind die Preise unten. Wenn wir jetzt preisgünstig einkaufen können, dann nenne ich das keine Rettungsaktion, sondern eine perfekte Chance für Chinesen zu investieren."

Ohne Mitsprache kein Geld

Die meisten Analysten, etwa in Hong Kong, dem wichtigsten Finanzplatz Chinas, halten es ohnehin für unwahrscheinlich, dass China riesige Milliardenbeträge zur Rettung schwächelnder Euro-Staaten ausgeben will. Sollte sich China in welcher Form auch immer am europäischen Rettungsfonds beteiligen, dann will man auch ein Wörtchen mitreden.

Chef des Rettungsfonds morgen in Peking

Welche Forderungen Chinas Investoren stellen, welche Sicherheiten sie verlangen, das wird der Chef des Rettungsfonds, Klaus Regling, in Peking zu hören bekommen, wo er schon Morgen zu Gesprächen erwartet wird.