Wirtschaftsexperten winken ab
Griechen aus der Eurozone werfen?
Griechenland soll überlegen, ob es den Euro behalten will oder nicht, diese Frage hat Angela Merkel nun offen auf den Tisch gelegt - sie hat damit ein Tabu gebrochen und provoziert. Über einen Austritt Griechenlands aus dem Euro wollte man bisher nicht einmal nachdenken. Griechenland aus der Eurozone zu werfen, klingt zwar einfach, ist es aber nicht.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 03.11.2011
Ernsthafte Warnung
Griechenland aus der Eurozone werfen, das klingt einfach, geht aber nicht einfach. Denn die EU Verträge sehen nur einen Austritt aus der EU vor, sagt Benedicta Marzinotto, Analystin im Brüsseler Bruegel Think Tank. Das weiß natürlich auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der Vorschlag Griechenland über den Verbleib in der Eurozone sei daher als Warnung zu verstehen, sagt Marzinotto.
Die Warnung gilt Griechenland, die Sparmaßnahmen Ernst zu nehmen. Diese Worte sollen auch den Finanzmärkten signalisieren, zur Not könne die Eurozone auch ohne Griechenland weitermachen.
Fatale Folgen
Würde Griechenland den Euro verlieren, die Drachme wieder einführen und aus der Europäischen Union ausscheiden, wären die wirtschaftlichen Folgen dramatisch.
Griechenland könnte nicht mehr im europäischen Binnenmarkt handeln, die eigene Währung würde abwerten, der Schuldenberg dadurch noch größer, Importe in Euro würden unleistbar, Wertbestände in Griechenland würden wertlos, die Banken pleite, soziale Unruhen drohen, kaum jemand hätte Vertrauen mit Griechenland zu handeln - das sind nur einige Horror-Szenarien vor denen Experten warnen. Griechenland wäre isoliert.
Sogwirkung unvorstellbar
Also, ein Rauswurf aus dem Euro und der EU will niemand. Auch weil dann die Angst umginge, dass die EU auseinanderbricht und Investoren das Vertrauen in die EU verlieren, das würde andere Länder in den Sog ziehen. Deshalb sollen die Griechen nicht über den Verbleib in der Eurozone abstimmen, sondern über die Sparmaßnahmen und das Hilfspaket, sagt Marzinotto.
Natürlich sei nicht ausgeschlossen, dass man an den EU-Verträgen tüftelt, um einen Ausschluss aus der Eurozone künftig möglich zu machen, sagt Marzinotto. So eine Vertragsänderung, wäre vermutlich leichter zu erreichen, als jetzt die Märkte zu beruhigen, sagt Marzinotto, und das ist aber jetzt oberste Priorität.