Gutachten sieht kein Fehlverhalten
Kein Plagiat: EU-Kommissar Hahn bleibt Doktor
Die Dissertation des früheren Wissenschaftsministers und nunmehrigen EU-Kommissars Johannes Hahn (ÖVP) ist kein Plagiat. Zu diesem Schluss ist die österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität (OeAWI) gekommen, die von der Universität Wien mit einem Gutachten beauftragt worden war.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 04.11.2011
Doktor Johannes Hahn führt diesen Titel zurecht. Zu diesem Schluss ist eine Experten-Kommission gekommen, die die umstrittene Doktorarbeit des EU-Kommissars untersucht hat. Demnach hat Hahn seine Dissertation vor 25 Jahren nicht abgeschrieben. Ein kleines, nicht allzu schmeichelhaftes aber hat die Sache für Hahn aber doch: Nach heutigen Kriterien würde er für seine Leistung keinen Titel mehr bekommen.
Was vor 25 Jahren für einen Doktortitel gereicht hat, wäre heute nicht genug. Aber letztlich gilt: Die Dissertation von Johannes Hahn ist kein Plagiat.
Arbeit 25 Jahre alt
Das wissenschaftlich korrekte zitieren von Texten ist vor 25 Jahren offenbar noch nicht so weit fortgeschritten gewesen. Denn das Gutachten kommt zwar zu dem Schluss, dass Johannes Hahn zwar nicht abgeschrieben hat. Aber unter Punkt zwei heißt es Zitat "in weiten Teilen der Dissertation entspricht das Zitieren von Texten anderer Autoren unter Zugrundelegung heutiger allgemein anerkannter Standards NICHT den Prinzipien guter wissenschaftlicher Praxis." Und in der Folge wird davon gesprochen, dass nach 25 Jahren nicht mehr überprüft werden kann, ob die damals gültigen Standards eingehalten worden sind.
Korrekt nach alten Standards
Der neue Rektor der Universität Wien Heinz Engl sagt dazu, es habe schon vormals Gutachten gegeben, wo Hahn selbst zugegeben habe, schlampig zitiert zu haben. Die Frage sei aber gewesen, ob abgeschrieben wurde und das sei nicht der Fall.
Die Uni Wien hat daher das Verfahren gegen Hahn eingestellt. Hahn ist für die Uni rehabilitiert. Rektor Engl will auch nicht von einem Freispruch im Zweifel sprechen, denn die Arbeit sei nach den damaligen Standards korrekt zustande gekommen. Nur die Standards hätten sich heute geändert und würden sich weiter ändern und das sei gut so.
Nachzulesen im Internet
Hahn ist vor allem durch den Salzburger Medienwissenschafter Stefan Weber unter Druck gekommen. Weber hat Hahn seitenweises unzitiertes Abschreiben" in Teilen von dessen 254 Seiten umfassenden Dissertation zum Thema "Perspektiven der Philosophie heute - dargestellt am Phänomen Stadt" vorgeworfen. Auch andere Universitätsprofessoren haben Hahn daraufhin schlampiges Arbeiten vorgeworfen. Rektor Engl dazu, eine unabhängige Agentur hätte die Arbeit jetzt begutachtet, mehr könne man nicht tun.
Die Universität Wien will Transparenz zeigen. Das nunmehrige Gutachten sowie Hahns Dissertation stehen zum Nachlesen auf der Homepage der Universität.
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