Kritik ist leiser geworden

Nord Stream: Auftakt mit Medwedew und Merkel

Einen Meilenstein für die Energiesicherheit Europas - so wird die Ostseepipeline Nord Stream genannt. Sie verläuft von Russland direkt nach Deutschland und wird von politischer Prominenz eröffnet, etwa der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und dem russischen Präsidenten Dimitri Medwedew. Aber es sind auch Politiker dabei, die ursprünglich das Projekt Ostsee-Pipeline kritisch gesehen haben.

Die Kritiker von Nord Stream hatten befürchtet, Europa mache sich dadurch zu sehr von Russland abhängig. Heute sind die Befürchtungen nicht mehr so groß, dafür umso mehr die Freude vor allem von bei einer zentralen Figur des Nord Stream Projekts: dem ehemaligen deutschen Kanzler Gerhard Schröder.

Mittagsjournal, 8.11.2011

Schröder mit Nord Stream in Führung

Es war der Kampf Nord Stream gegen Nabucco sowie der Wettstreit ehemaliger Koalitionspartner: Gerhard Schröder gegen Joschka Fischer. Der Sieg geht eindeutig an Schröder und an Russland. Nur eineinhalb Jahre Bauzeit war nötig um die 1224 Kilometer lange Nord Stream Leitung zu verlegen. Sie führt direkt von Russland ins Deutsche Lubmin in Mecklenburg Vorpommern. Vorbei etwa an Polen und der Ukraine. Das bringe besonders viel Versorgungssicherheit sagen die Befürworter des Nord Stream-Projekts - man erinnere sich nur an den letzten Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine, von dem auch Europa betroffen war. So etwas soll es jetzt nicht mehr geben, sagt Gerhard Schröder, mittlerweile Vorsitzender des Aktionärsausschusses der Nord Stream AG.

Keine Ängste mehr vor Russland

Rein rechnerisch könnten damit 26 Millionen Haushalte mit Gas versorgt werden - wenn Russland auch das Gas schickt. Davon ist jetzt einmal auszugehen, aber ein Streit könnte die Leitung mit einem Schlag unterbrechen, befürchten Kritiker. EU-Kommissar Günther Oettinger, zuständig für Energie, kann diese Befürchtungen nicht nachvollziehen. Russland sei ein wichtiger Partner, das Geschäft laufe in beide Richtungen. Eine andere Befürchtung ist, dass Russland zu viel Einfluss auf den Gaspreis bekommt. Denn der russische Gaskonzern Gazprom ist mit 51 Prozent Hauptaktionär des Nord-Stream Konsortiums.

Auch Nabucco wird gebraucht

Aber alle Staaten in Europa, vor allem die Großen, wissen, dass künftig mehr Energie gebraucht wird - zum Beispiel hier in Deutschland nach dem Ausstieg aus der Atomkraft. Ohne zusätzliches Gas lässt sich diese Energiewende nicht bewerkstelligen. So gesehen haben viele Politiker nichts dagegen wenn schon bald zusätzlich Gas durch die Nabucco Pipeline vom Kaspischen Meer über Südosteuropa in die EU gebracht wird. Dann kann sich auch Joschka Fischer zu den Siegern zählen, der für Nabucco lobbyiert.