Ökonom soll Übergangsregierung führen

Ex-EZB-Vize Papademos wird neuer Premier

Die politische Krise in Griechenland ist vorerst beigelegt. Die wichtigsten Parteien des Landes haben sich auf eine Regierung der nationalen Einheit geeinigt. Angeführt wird diese Übergangsregierung vom Wirtschaftsprofessor Lucas Papademos.

Abendjournal, 10.11.2011

Vorschusslorbeeren

Der ehemalige Vizepräsident der Europäischen Zentralbank gilt als besonders geeignet für die Aufgabe. "Er ist genau der richtige Mann am richtigen Platz zur richtigen Zeit", sagt ein konservativer griechischer Abgeordneter. "Er kann das Vertrauen in Griechenland wiederherstellen und hat bewiesen, dass er ein fähiger Mann ist", bekräftigt Nasos Alevros von der sozialistischen PASOK- Partei.

Aufruf zu Einheit und Besonnenheit

Nach seiner Nominierung unterstrich Papademos, er sei kein Politiker. Die griechische Wirtschaft stehe vor riesigen Problemen, das Land sei an einem Scheideweg angelangt. Die Beschlüsse, die seine Regierung fällen werde, würden entscheidend für das griechische Volk sein. Er sei zuversichtlich, dass die Probleme gelöst werden könnten, meinte der frühere EZB-Vizepräsident.

Papademos rief zugleich zur Einheit und zur Besonnenheit auf. Alle müssten ihren Beitrag leisten, um die Wirtschaft zu sanieren. Die neue Koalitionsregierung werde einen größeren Rückhalt als die bisherige haben. Ihre Hauptaufgabe sei es, das mit den anderen Euro-Ländern vereinbarte Sparpaket umzusetzen.

Erfahrener Währungsexperte

Papademos genießt internationales Ansehen als Wirtschaftswissenschaftler und Finanzexperte. Zudem ist der als besonnener Pragmatiker geltende Grieche als überzeugter Europäer bekannt, der maßgeblich am Übergang von der griechischen Drachme zum Euro beteiligt war. Auch in seinen Veröffentlichungen befasste er sich immer wieder mit der Währungsunion.

Angelobung am Freitag

Die neue griechische Regierung soll am Freitag um 13.00 Uhr MEZ angelobt werden. Hauptaufgabe der Übergangsregierung ist es, eine Pleite des hochverschuldeten Landes zu verhindern und vorgezogene Neuwahlen zu organisieren. Ob wie geplant im Februar eine neue Regierung gewählt wird, oder Papademos, wie er es sich wünscht, doch mehr Zeit für die Krisenbewältigung in Griechenland bekommt, ist derzeit unklar.