Erich Fried Preisträger 2012
Thomas Stangl im Porträt
Derzeit laufen im Literaturhaus Wien die Erich Fried Tage zum Thema Kurzprosa. Bei der abendlichen Lesung ist am Samstag, 26. November 2011, der diesjährige Erich Fried Preisträger Thomas Stangl zu erleben. Die eigentliche Preisverleihung findet am Sonntag statt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 26.11.2011
1988 ist Erich Fried verstorben und bereits zwei Jahre später wurde der nach ihm benannte und heute mit 15.000 Euro dotierte Preis ins Leben gerufen. Der 45-jährige Thomas Stangl hat Erich Fried noch persönlich erlebt. Damals, Mitte der 1980er Jahre, war es zu Studentenstreiks und zur Besetzung des Audimax gekommen und Erich Fried unterstützte die Studenten damals mit einer Solidaritätslesung.
Lobeshymnen für Debütroman
Thomas Stangl hat bisher drei Romane veröffentlicht. Sein Erstling "Der einzige Ort" begleitete zwei Forscher Anfang des 19. Jahrhunderts auf ihrer Suche nach dem sagenhaften Timbuktu inmitten der Sahara. Im gesamten deutschsprachigen Feuilleton regnete es Lobeshymnen und Stangl wurde 2004 der aspekte-Literaturpreis für den besten deutschsprachigen Debütroman zugesprochen.
Die beiden folgenden Bücher spielen in Wien. Um eine Mutter-Tochter-Beziehung geht es im Roman "Ihre Musik", in "Was kommt" wechselt das Geschehen auf fast magische Weise zwischen den 1930er Jahren und den 70er Jahren hin und her. Gemeinsam ist den drei Büchern die fast soghafte Musikalität der Sprache.
Wundersame Texte
Am Samstag, 26. November 2011, wird Thomas Stangl aus dem Buch "Reisen und Gespenster" vorlesen, das Anfang nächsten Jahres erscheinen soll. Es sind ganz wundersame Texte, die sich kaum kategorisieren lassen. Da gibt es von Fotos begleitete, tagebuchhafte Reiseskizzen aus Mexiko, melancholische Jugenderinnerungen aus der Wiener Vorstadt, und dann wieder Texte, die das Erleben Stangls mit den tragischen Leben anderer Schriftsteller kurzschließen.
Einer von ihnen ist der Deutsche Bernward Vesper, der als Sohn eines Nazi-Dichters und Lebensgefährte der späteren RAF-Terroristin Gudrun Ensslin zwischen alle Fronten geriet und sich schließlich das Leben nahm.
Der Erich Fried Preisträger wird von einer einzelnen Jurorin bestimmt. Dieses Jahr war das Barbara Frischmuth, die Stangls Literatur als eine der Zwischenräume, der Schnittstellen und der Übergänge lobte.
Textfassung: Ruth Halle
Service
Thomas Stangl
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