Ratingagentur senkt Ausblick für 15 EU-Länder
S&P: Österreich könnte Bestnote verlieren
Österreich könnte schon bald seine höchste Kreditwürdigkeit verlieren. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's stellt 15 Euro-Länder und damit auch die sechs bisher mit der Bestnote Triple A (Dreifach A) bewerteten Staaten unter Beobachtung mit einem negativen Ausblick. Das bedeutet, dass innerhalb von 90 Tagen die Wirtschaft dieser Staaten abgestuft werden könnte.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 6.12.2011
15 EU-Länder unter Druck
Nur drei Tage vor dem EU-Gipfel hat die Ratingagentur Standard & Poor's quasi einen Rundumschlag gegen Europa gestartet. Alle 15 Euro-Staaten werden unter Beobachtung gestellt. Der Ausblick für ihr Rating, also die Kreditwürdigkeit, wurde mit negativ beurteilt.
Entscheidung in den nächsten drei Monaten
Genaue länderspezifische Analysen sollen nach dem EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag veröffentlicht werden. Die sechs Länder mit der besten Bonität, also einem "Triple A" (Dreifach A), werden ebenfalls genau beobachtet. Der so genannte Status "Credit Watch mit einem negativen Ausblick" bedeutet, dass die Kreditwürdigkeit in den nächsten 90 Tagen herabgesetzt werden kann. Die Wahrscheinlichkeit dafür beurteilen Experten mit 50 zu 50.
Österreich: Mehr Geld für Staatsanleihen
Damit könnten neben Österreich auch Deutschland sowie Frankreich, die Niederlande, Finnland, Luxemburg und Belgien die Bestnote für die Kreditwürdigkeit verlieren. Das hieße in weiterer Folge auch, dass diese Staaten mehr Geld für Staatsanleihen, also für die Finanzierung der Staatsausgaben, bezahlen müsste.
Begründung
Die Ratingagentur Standard & Poor's begründet ihre Entscheidung mit fünf Faktoren: 1. weniger vergebene Kredite, 2. höhere Risikoprämien für Staatsanleihen, 3. fortgesetzte Meinungsverschiedenheiten zwischen den europäischen Politikern, wie die Krise gelöst werden kann. 4. die hohen Staatsverschuldungen und 5. das Risiko einer Rezession in der Eurozone.
Regierung: bereits Maßnahmen gesetzt
In einer ersten Reaktion haben Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem, dass Österreich und die anderen Mitgliedsstaaten der Eurozone bereits Maßnahmen gesetzt hätten, um die Haushaltsdefizite und die Schuldenstände zu senken.
Morgenjournal, 6.12.2011
Morgenjournalgespräch mit Finanzstaatssekretär Andreas Schieder (SPÖ)
Schieder: Österreich tue etwas
Österreich habe wie auch andere Mitgliedstaaten bereits Maßnahmen gesetzt, um die Haushaltdefizite und Schuldenstände mittelfristig zu senken, sagt Finanzstaatssekretär Andreas Schieder von der SPÖ dazu im Morgenjournal-Interview. Gefordert sei aber auch ein entschlossenes europäisches Handeln, so Schieder.