Zehn Jahre Euro

Schüssel räumt Fehler ein

Europa begeht zum Jahreswechsel das Zehn-Jahre-Jubiläum der Gemeinschaftswährung Euro. Aber kaum jemandem ist zum Feiern zumute. Die Eurozone steckt in einer tiefen Krise. Wolfgang Schüssel, vor zehn Jahren Bundeskanzler, glaubt auch heute noch fest an Euro, räumt aber im Ö1 Interview Fehler ein.

Morgenjournal, 30.12.2011

Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) im Gespräch mit Nadja Hahn

"Man hat es sich zu leicht gemacht"

Schüssel besteht nach wie vor darauf, dass die Schaffung des Euro ein historischer Schritt , "ein Quantensprung", gewesen ist. Und er glaubt nach wie vor, dass das eine "feste, politische Union" nach sich ziehen wird. Auch für Österreich habe sich das Projekt gelohnt.

Wirklich überrascht ist Schüssel von der aktuellen Krise nicht. Schon als es um den Beitritt Italiens gegangen sei, hätten Ökonomen ernste Sorgen gehabt. "Das war der Fehler." Der Fall Griechenland sei "noch ärger", aber da sei man getäuscht worden. Und weiter: "Da ist sicher am Anfang zu viel laissez faire gewesen, da hat man es sich zu leicht gemacht. Das war im Nachhinein falsch."

Angesprochen auf die beabsichtigte Schuldenbremse merkt Schüssel an, dass diese mit Maßnahmen unterlegt sein müsse, für den Fall dass die Selbstverpflichtung nicht erfüllt wird.

Koordinierung, aber kein EU-Finanzminister

Dass die Eurozone auseinanderbrechen könnte, glaubt Schüssel nicht. Es gebe keinen Grund für permanentes Krisengeheul. Zu viele Untergangspropheten seien unterwegs und verdienten damit Geld. Es gehe nun darum, nach dem großen Schritt der gemeinsamen Währung nun den nächsten großen Schritt einer Koordinierung der Budget- und Finanzpolitik zu machen, und dann in einem dritten Schritt die politische Union einzugehen, die solidarische Verpflichtungen untereinander einschließt. "Diese drei Schritte werden sicher kommen", so Schüssel. Das würden aber weder ein "diktatorischer" europäischer Finanzminister noch Eurobonds sein. Europa werde aus der Krise gestärkt hervorgehen, so Schüssel.