Zensur kommt nicht nach

Microblogger machen Regime zu schaffen

In China verfügen mittlerweile etwa 500 Millionen Menschen über einen Onlinezugang. Immer mehr Chinesen machen ihrem Ärger über Missstände im Land über das Internet Luft, was der Führung des Landes zunehmend Sorgen bereitet.

Morgenjournal, 31.12.2011

Peinliches wird offengelegt

Zwar werden Microblogger wie der beliebte Dienst Weibo von den chinesischen Behörden zensuriert, aber wegen der zunehmenden Flut an Kurzmeldungen kommen die Zensoren kaum mehr nach. Ein Katz- und Maus-Spiel ist im Gang. Die Microblogger haben Chinas Machthaber eine peinliche Pannenserie beschert: Als im Sommer zwei Hochgeschwindigkeitszüge zusammenstießen und die Behörden die technischen Pannen vertuschen wollten, wurde die Verantwortung millionenfach auf Kurznachrichtendiensten diskutiert. Auch Meldungen über die Veruntreuung von Spenden und das Luxusleben von Mitarbeitern des Roten Kreuzes, das in China eine Regierungsorganisation ist, hatte zu einer Empörungswelle geführt. Es waren auch Blogger, die zum Protest gegen eine illegal errichtete Chemiefabrik aufgerufen haben, zehntausende folgten dem Aufruf.

Namenszwang angeordnet

Die Behörden in Peking wollen Blogger und Internet-Poster nun zur Angabe ihrer tatsächlichen Namen zwingen. Nutzer des chinesischen Pendants zum Online-Kurzbotschaftendienst Twitter müssten ab sofort ihre echten Namen angeben, um Beiträge zu senden, teilten die Betreiber von Weibo auf der Seite mit. Wie viele Menschen von der Regelung betroffen sein könnten, war zunächst unklar, weil lediglich Anbieter mit in Peking registrierten Servern darunter fallen. Weibo, der dort gemeldet ist, zählt rund 200 Millionen Nutzer.