Mitbegründer der Fluxus-Bewegung
Ben Patterson bei "Art's Birthday"
"Fluxus war ursprünglich nur der Name eines Musik-Magazins, das George Maciunas herausgeben wollte", erzählt Ben Patterson. "Dass sich daraus eine eigene Kunstbewegung entwickelt hatte, erkannten wir erst viel später."
8. April 2017, 21:58
Impulsgeber John Cage
Fluxus wurde vor 50 Jahren von Avantgarde-Künstlern wie George Maciunas, Dick Higgins und Robert Filliou als Angriff auf das elitäre Kunstsystem entwickelt. Gründungsmitglied und Fluxus-Künstler der ersten Stunde ist auch der amerikanische Musiker und Komponist Ben Patterson. Für ihn begann diese Bewegung mit einer Vorlesung von John Cage im Jahr 1958:
"Es kam von John Cage und seiner ganzen Offenheit und seiner neuen Auffassung davon, was Musik sein könnte", erinnert sich Patterson. "Der größte Impuls war eine Vorlesung, die John Cage in der New School in New York hielt. Die meisten Vertreter der ersten Fluxus-Generation nahmen an dieser Vorlesung teil."
Collage-artige Konzerte
Patterson lernte John Cage, der heuer 100 Jahre alt geworden wäre, 1960 kennen. In den 1970er Jahren lebten die beiden südlich von New York als Nachbarn, luden befreundete Künstler ein, trugen leidenschaftliche Pokerturniere aus - und entwickelten immer neue Formen der Fluxus-Kunst.
"Ich hatte vorher einige seiner frühen musikalischen Arbeiten gekannt, etwa die 'Sonatas and Interludes'", so Patterson. "Aber die neuesten Arbeiten von ihm mit Aleatorik und Live-Elektronik öffneten mir die Augen und von diesem Punkt an veränderte sich mein Leben für immer."
In den Collage-artigen Fluxus-Konzerten standen das Ineinanderfließen von Alltag und Kunst, "Lärm" und "Musik" im Vordergrund. In seinen "paper pieces" etwa riss Patterson Papierstreifen und warf sie ins Publikum. Im Stück "566 for Henry Flynt" wurde am Klavier 566 Mal mit beiden Unterarmen der gleich Ton gespielt.
Die erste weltweite Kunst-Bewegung
Fluxus gilt als "experimentellste und radikalste Kunstbewegung des 20. Jahrhunderts". Zahlreiche Elemente der Fluxus-Bewegung wurden später von anderen Kunstrichtungen aufgenommen und bis heute weiterverfolgt. "Zum Beispiel die Performance-Kunst wäre ohne Fluxus nie entstanden, manche Formen der Live-Elektronik kommen davon", meint Patterson. "Konzeptkunst und Konzeptuelle Kunst sind aus Fluxus heraus entstanden. Und oft wird übersehen, dass Fluxus wirklich die erste weltweite Kunst-Bewegung war."
Was in den 1960er Jahren enorme Skandale provozierte, findet sich nun in beinahe allen großen Museen der Welt wieder. Die Opposition wurde zur Institution - eine Entwicklung, die Ben Patterson nicht nur positiv bewertet: "Die Tendenz ist, festzumachen, was Fluxus war oder tat und was nicht. Dabei geht die Flüssigkeit von Fluxus, dieser wilde, kreative Geist, verloren. Zumindest für mich wird nun viel zu viel Theorie darum betrieben."
Freiheit mit Selbstdisziplin
Am 17. Jänner 1963 verkündete der Fluxus-Künstler Robert Filliou, dass die Kunst an diesem Tag eine Million Jahre alt wurde. Seither feiern Menschen in aller Welt den 17. Jänner als Geburtstag der Kunst. Bei der Geburtstagsfeier im Wiener RadioKulturhaus am 17. Jänner 2012 wird Ben Patterson zahlreiche eigene Fluxus-Kompositionen und -Aktionen vorführen.
Das immer wieder propagierte Fluxus-Motto: "Anything can be art and any sound can be music" teilt er allerdings nur bedingt, denn jede Form der Kunst verlange ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Leidenschaft: "Sicherlich, am Beginn war es das, womit wir arbeiteten. Wir versuchten, die Grenzen und Möglichkeiten zu erweitern. Wir verwendeten etwa die Klänge von Wind oder Sand. Aber das muss bewusst und in disziplinierter Form passieren. Meiner Ansicht nach wurde das mit der Zeit von vielen Menschen ein wenig zu locker gehandhabt, die meinten 'oh, ja, alles ist Musik'. Aber das ist es nicht."
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