Russischer Sender bietet Plattform

WikilLeaks-Gründer Assange bekommt TV-Show

Wikileaks-Gründer Julian Assange hat den Start einer eigenen Fernsehshow mit Interviews mit "politischen Akteuren, Denkern und Revolutionären" angekündigt. Diese will Assange im März starten, und zwar im russischen Nachrichtensender "Russia Today", ein umstrittener Sender unter der Kontrolle des Kreml.

Mittagsjournal, 26.01.2012

Aus Moskau,

Er ist ein Meister der Enthüllung und wohl auch der medialen Selbst-Inszenierung: Julian Assange, der Gründer des Enthüllungsportals "WikiLeaks", das mit der Veröffentlichung geheimer diplomatischer Dokumente weltweit für Aufsehen sorgte. Derzeit sitzt Assange in Großbritannien unter Hausarrest, Anfang Februar entscheidet der britische Oberste Gerichtshof darüber, ob er endgültig nach Schweden ausgeliefert wird, wo ihm wegen sexueller Nötigung ein Gerichtsprozess droht. Da tut ein wenig mediale Aufmerksamkeit gut. Zum Beispiel durch die Ankündigung einer eigenen Fernseh-Show. Diese will Assange im März starten, und zwar im russischen Nachrichtensender "Russia Today", ein umstrittener Sender unter der Kontrolle des Kreml.

"Die Welt von morgen" in zehn Teilen

Mit stolzgeschwellter Brust verkündet ein Nachrichten-Moderator des Senders "Russia Today" die frohe Nachricht: Ab März werde Julian Assange auf Russia Today seine Talk-Show ausstrahlen: "Er hat die dunkelsten Geheimnisse der ganzen Welt enthüllt, .....nun wird er exklusiv bei uns zu Gast sein....."

Noch weiß man wenig über die Sendung mit Julian Assange. In einer Mitteilung seiner Enthüllungs-Internetseite WikiLeaks heißt es nur, dass das Thema der zehnteiligen Talkshow die "Welt von morgen" sei. Zu Gast bei Assange sollen Visionäre und politische Insider sein. Wer genau mit Assange über die Zukunft plaudern wird, ist noch streng geheim. Fest steht nur, dass in Großbritannien gedreht wird, in jenem Haus, das Assange wegen des Hausarrests nicht verlassen darf.

Kreml-treues "Russia Today"

Nun wird gerätselt, warum der 40-jährige Australier ausgerechnet den Sender Russia Today gewählt hat. Für dessen Nachrichtenchef Nikolai Bogatschichin, liegt der Grund auf der Hand: "Alle Sender würden sich um Julian Assange reißen, doch dass er bei uns auftritt, ist ganz klar, wir zeigen seit langem den wahren Hintergrund von Ereignissen steckt, all das, was die Leute auf anderen Sendern nicht sehen."

Tatsächlich hat "Russia Today" eine etwas spezielle Art der Berichterstattung, die darin besteht, anti-westliche Propaganda zu verbreiten. Kritische Töne gegen die russische Staatsmacht sind hingegen nicht zu hören, wenig verwunderlich, ist Russia Today doch ein Kreml-Projekt. Der Sender wurde 2005 gegründet, um auch im Ausland den politischen Standpunkt Russlands zu verbreiten. Inzwischen erreicht Russia Today nach eigenen Angaben weltweit mehr als 400 Millionen Zuseher.

Geld für bankrotten WikiLeaks-Gründer

Zur Politik des Senders passt Julian Assange mit seiner anti-amerikanischen Haltung ganz ausgezeichnet. Bleibt nur die Frage, was er sich selbst von der Zusammenarbeit mit Russia Today verspricht. Gut möglich, dass Assange neben einer anti-westlichen Plattform auch genügend Geld geboten wurde. Seine Enthüllungsplattform WikiLeaks ist ja bekanntermaßen bankrott, seit große Kreditkartenbetreiber keine Überweisungen an WikiLeaks mehr zulassen.

Ruf dahin

Der Ruf Assanges sei mit der Zusammenarbeit mit Russia Today jedenfalls dahin, meint der Oligarch und Medienunternehmer Alexander Lebedew: "Es ist schlicht eine Schande für Assange, der betont, er suche immer die Wahrheit und sich dann zum Propaganda-Arm des Kremls machen lässt."

Auftritte noch fraglich

Die noch junge Fernsehkarriere von Julian Assange könnte übrigens schon bald vorbei sein. Dann nämlich, wenn Großbritannien Anfang Februar entscheiden sollte, ihn nach Schweden auszuliefern.

Übersicht

  • WikiLeaks
  • Medien