Wegen fahrlässiger Tötung
Brustimplantate: Firmenchef in Haft
Im Skandal um defekte Brustimplantate der französischen Firma PIP ist Firmengründer Jean-Claude Mas (72) festgenommen worden. Der Zugriff in Südfrankreich sei im Zuge der Ermittlungen wegen "fahrlässiger Tötung und Verletzung" erfolgt, wie der Staatsanwalt in Marseille mitteilte. Mas wird vorgeworfen, jahrelang Billig-Silikon in seinen Implantaten verwendet und dies bei Kontrollen verschleiert zu haben.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 26.1.2012
Anwesen durchsucht
Mas wurde im Haus seiner Ehefrau im südfranzösischen Six-Fours in der Region Var festgenommen und befindet sich vorläufig "in Polizeigewahrsam". Auch der Finanzchef des 2010 pleitegegangenen Unternehmens PIP, Claude Couty, wurde im südfranzösischen La-Seyne-sur-Mer festgenommen, wo früher der Firmensitz war. Beide Anwesen wurden durchsucht. Opferanwalt Philippe Courtois sagte, die Festnahme hätte längst erfolgen können. "Von seiner Aussage erwarten wir uns nicht viel, denn er hat sich schon mit für die Opfer beleidigenden Bemerkungen eingelassen."
Mas hatte bereits in einem früheren Polizeiverhör zugegeben, drei Viertel seiner Prothesen mit einem Billig-Gel gefüllt zu haben, das er mit einem eigentlich für Industrieprodukte bestimmten Silikon des deutschen Chemiegroßhändlers Brenntag zusammenmixte. Nur ein Viertel der Kissen habe das siebenmal teurere, medizinische US-Produkt Nusil enthalten, das Mas auch gegenüber Kontrolleuren angab.
Bis zu 500.000 Betroffene
Bei der Staatsanwaltschaft in Marseille sind inzwischen mehr als 2.500 Klagen von betroffenen Frauen eingegangen. Auch in Deutschland wurden erste Klagen eingereicht. Die Billig-Silikonkissen, die auffällig oft rissen, werden für Entzündungen und von den Opfern sogar für Krebsfälle verantwortlich gemacht. Weltweit wird geschätzt, dass 400.000 bis 500.000 Frauen die PIP-Implantate eingesetzt bekamen. (APA, Red,)