Warnung vor neuem Rechtsextremismus

Gedenken als Protest gegen WKR-Ball

Auch auf dem Wiener Heldenplatz wird der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz gedacht, unmittelbar vor der Hofburg, wo am Abend der umstrittene Burschenschafter-Ball stattfindet. In den Gedenkansprachen warnten die Teilnehmer vor dem neuerlichen Aufflammen des Rechtsextremismus.

Mittagsjournal, 27.1.2012

Vom Heldenplatz berichtet Paul Pant

Mahnung an Ball-Teilnehmer

Der Opfer gedenken und ein Zeichen setzen, dafür sind die meisten auf den Heldenplatz gekommen. Zeitzeugen und Überlebende des Holocaust kritisieren aber den Burschenschafter-Ball am internationalen Auschwitz-Gedenktag als "Provokation". Zeitzeugin Ruth Steiner meint, sie fühle sich "furchtbar", man solle lieber ein Zeichen setzen. Der Überlebende des Konzentrationslagers Theresienstadt, Rudolf Gelbart, erinnert in seiner Ansprache, dass neben den Juden auch viele andere Bevölkerungsgruppen Opfer des Nazi-Regimes geworden sind. Und an die Teilnehmer des Burschenschafter-Balls gerichtet sagt er: "Ihr die ihr heute hier tanzen und feiern werdet, wir erinnern euch an den Mord an den europäischen Sinti und Roma. Und ihr die ihr heute hier tanzen und feiern werdet, wir erinnern euch an die Opfer der Euthanasie."

Attacken gegen Graf

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) erinnert daran, dass viele Frauen nicht nur unter den Opfern, sondern auch Täterinnen gewesen seien. Sie mahnt außerdem, dass man klar Stellung beziehen müsse, wenn der Holocaust falsch dargestellt werde. Und das tue man mit dieser Gedenkveranstaltung. Die Bundesprecherin der Grünen, Eva Glawischnig, kritisiert in ihrer Rede den Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ), dem sie Nähe zum rechten Lager vorwirft. Außerdem vermisse sie eine klare Abgrenzung gegen Rechts von hohen Repräsentanten des Landes. Das richte sich auch an den Bundespräsidenten, so Glawischnig, die auch neuerlich die Abwahlmöglichkeit für Nationalratspräsidenten fordert. Dessen Treue zur rechtsextremen Burschenschaft Olympia sei nicht tragbar.

Sorge um Schwache in der Gesellschaft

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, warnt vor einem neuerlichen Aufflammen des Rechtsextremismus. Dabei gehe es nicht um die 8.000 oder 10.000 Juden in Österreich, die sich fürchten müssten, sondern um die Minderheiten und die Schwachen in der Gesellschaft, "jene, die sich nicht wehren können. Wir haben gelernt uns zu wehren. Wir werden uns nichts mehr gefallen lassen. Aber warum müssen andere Menschen leiden. Warum werden unschuldige Menschen in der Bundesrepublik umgebracht, nur weil sie anders sind?" Er wolle nicht in einem Land leben, wo sich die Geschichte wiederholen könne, so Muzicant.