Hilfe trotzdem weiter nötig

Somalia: Für UNO akute Hungersnot beendet

Die Hungersnot am Horn von Afrika ist nach den Bewertungskriterien der Vereinten Nationen überstanden - aber die Realität in Somalia ist eine andere: nach wie vor sind Hunderttausende vom Hungertod bedroht und humanitäre Hilfe ist weiter dringend nötig.

Mittagsjournal, 3.2.2012

Lukas Zimmer,

Herabstufung auf "humanitärer Notfall"

Die UNO bewertet internationale Krisenherde auf einer fünfstufigen Skala. Seit letztem Juli lag Somalia auf Stufe fünf, seit heute rangiert das Land aus der Sicht der Vereinten Nationen auf Stufe vier. Statt der bisherigen "Katastrophe" liegt demnach nun in Somalia ein "humanitärer Notfall" vor.

Hilfe ist angekommen

Für Ralf Südhoff vom World Food Program der UNO ist allerdings auch das ein gewaltiger Schritt nach vorne: der allerschlimmste Notstand sei überwunden. Die Krise ist aber nicht vorbei, betont der UNO-Mitarbeiter. Bis zu 13 Millionen Menschen brauchen Hilfe. Soforthilfe mit speziell angereicherten Nahrungsmitteln hat aber Hunderttausenden - vor allem Kindern - das Leben gerettet, so Südhoff. Darüber hinaus tragen auch längerfristig angelegte Hilfsprogramme erste Früchte.

Und schließlich ist den Somaliern auch noch Glück zu Hilfe gekommen: Dank günstiger Wetterverhältnisse ist die letzte Ernte in Somalia doppelt so hoch wie im langjährigen Durchschnitt ausgefallen.

Die internationale Hilfe in den letzten Monaten hat gerade auch dank der vielen Spender gewirkt, unterstreicht Südhoff: mehr als 4 Millionen waren zuletzt vom Hunger bedroht, diese Zahl konnte halbiert werden. Auch die Zahl der akut vom Hungertod bedrohten Menschen konnte von 750.000 auf 150.000 gesenkt werden. Sie sind aber immer noch auf Hilfe angewiesen.

Milizen kontrollieren das Land

Für Hilfsorganisationen ist Somalia allerdings immer noch eines der schwierigsten Einsatzgebiete. Sie müssen darauf achten, die islamistischen Al-Shabab-Milizen nicht zu verärgern. An ihnen führt kein Weg vorbei, wenn es um die Verteilung von Nahrungsmitteln vor allem im Süden des Landes geht. Sie verwenden den Zugang zu den Nahrungsmitteln als politisches Druckmittel, um ihren bestimmenden Einfluss im Land zu sichern.

Nicht nachlassen

Südhoff warnt vor den Folgen, sollte die internationale Gemeinschaft vor den Problemen kapitulieren: denn es koste viel viel mehr Geld, wenn die Hilfe jetzt nachlasse und sich die Lage wieder zuspitze.

Ähnlich formulierte es heute Mark Bowden, UNO-Koordinator der Somalia-Hilfe. Genau in dem Ausmaß, in dem die Hilfe in den letzten Monaten gewirkt habe, würde das Ausbleiben der Hilfe Somalia von Neuem in die Katastrophe stürzen.