Widerstand gegen Gebührenerhöhung

Hoteliers gegen Internetvermittler

Buchungen per Internet werden immer beliebter, die Marktanteile von Buchungsplattformen wie booking.com oder hrs.com wachsen - und mit ihnen die Gebühren, die die Hoteliers an die Online-Vermittler überweisen müssen. Dagegen will der österreichische Hotelierverband jetzt ankämpfen.

Mittagsjournal, 4.2.2012

Kommissionen zu hoch

Jede dritte Reise wird bereits online gebucht, Tendenz steigend. Den Hoteliers macht diese Entwicklung zunehmend zu schaffen, sagt Sepp Schellhorn, der Präsident der österreichischen Hoteliervereinigung. Er kritisiert vor allem die Höhe der Provisionen, die die Hoteliers für jede Buchung an die Online-Vermittler überweisen müssen: "70 Prozent unserer Kunden wählen über das Web aus, ungefähr die Hälfte von ihnen buchen. Und die Buchungsplattformen bestimmen, welche Kommissionen sie zu erhalten haben."

Protest gegen Gebührenerhöhung

Marktführer bei den Buchungsportalen ist in Österreich booking.com. Dahinter folgt das Hotel-Reservierungs-Service (HRS), zu dem auch Tiscover und hotel.de gehören. Kaum ein Hotelier kann es sich leisten, dort nicht gelistet zu sein. Für die Hoteliervereinigung ist HRS derzeit allerdings ein rotes Tuch. Der Grund: Das Buchungsportal will seine Kommissionssätze künftig um ein Viertel auf 15 Prozent erhöhen. Prompt rufen die österreichischen Hoteliers via Facebook zum Boykott auf und drohen sogar mit Vertragskündigungen.

Österreichische Alternative gefordert

Um die Kosten zu reduzieren, fordert die Hoteliervereinigung eine eigene Buchungsplattform aller österreichischen Hoteliers - und zwar in Zusammenarbeit mit der Österreichwerbung und den Landestourismusorganisationen. Vorbild ist hier die Schweiz mit ihrem Portal mySwitzerland.com. Sepp Schellhorn: "Den Kunden wäre geholfen, dass sie einen nationalen Überblick hätten. Uns wäre geholfen, dass wir weniger Kommissionen zahlen. Und für die Bewerbung von Österreich wäre geholfen, dass mehr Geld dafür verwendet werden kann." Immerhin fließen im Schnitt 13 Prozent des Buchungsumsatzes an Online-Plattformen. Österreichweit sind das in Summe über 45 Millionen Euro pro Jahr. Die Provisionen der Hoteliers allein würden bei der Finanzierung einer nationalen Buchungsplattform aber nicht ausreichen. Geld zuschießen müsste in erster Linie der Wirtschaftsminister.

Rechtliche Probleme

Bei der Österreich-Werbung (ÖW) zeigt man zwar Verständnis für die Hoteliers. Letztlich müsse es aber eine individuelle, betriebliche Entscheidung bleiben, mit welchem Partner ein Hotelier zusammenarbeitet, sagt ÖW-Chefin Petra Stolba: "Eine nationale Plattform kann international agierende Buchungsplattformen nicht ersetzen." Und Stolba sieht auch ein rechtliches Hindernis für eine österreichische Lösung: Die Finanzierung einer nationalen Buchungsplattform mit Steuergeldern verstoße gegen EU-Wettbewerbsrecht, so die ÖW-Chefin. Das letzte Wort scheint in dieser Causa noch nicht gesprochen - ein runder Tisch beim Wirtschaftsminister ist bereits geplant.

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