"Troika" schlägt härtere Töne an
Griechenland: Der ewige Überlebenskampf
Die Troika der Geldgeber drängt das Land zu einem immer noch härteren Sparkurs, den kaum noch ein Regierungsmitglied mittragen will. Große Teile der Bevölkerung können sich mittlerweile kaum das Notwendigste zum Leben leisten. Doch Griechenland muss weiter sparen, da sonst die so dringend benötigten Hilfszahlungen ausbleiben.
8. April 2017, 21:58
Troika: Ultimatum an Griechenland
Wenn Griechenland nicht mehr liefere als bisher, dann werde es nicht möglich sein, die Hilfestellung zu gewährleisten, so Juncker. Die Troika von EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds verhandelt derzeit in Griechenland über neue Sparvorgaben und Reformen. Unter anderem fordern sie eine deutliche Senkung der Arbeitskosten, um die Wirtschaft wieder konkurrenzfähiger zu machen. Ein Ultimatum an die Regierung Griechenlands, die aus Sicht der Troika notwendigen Maßnahmen einzuleiten, läuft am Montag aus.
"Geldgeber verlangen zu viel"
Konkret geht es der Troika um die Streichung des 13. und 14. Monatsgehalts und die Senkung des Mindestlohns von 720 auf 600 Euro. Für manche Arbeitnehmer könnte das Jahreseinkommen damit um ein Viertel sinken. Zudem fordert die Troika Massenentlassungen im Staatsbereich. Bis 2015 sollen insgesamt 150.000 Beamten eingespart werden.
Die Regierungsparteien unter Premier Lucas Papademos haben sich gestern nur teilweise zu weiteren Sparmaßnahmen bekannt. Lohnkürzungen lehnen sie ab. Der Chef der Konservativen, Antonis Samaras, der sich einen Sieg bei den kommenden Wahlen ausrechnet, sagte, dass die Geldgeber mehr verlangten, als die griechische Wirtschaft aushalte.
Warten auf weitere Finanzhile
Noch am Montag sollen die Parteichefs dem Ministerpräsidenten mitteilen, ob sie dem Programm doch noch zustimmen. Zur gleichen Zeit verhandelt die Regierung mit den privaten Gläubigern über einen Schuldenschnitt. Sie sollen die Hälfte ihrer griechischen Ausstände, also rund 100 Millliarden Euro, nachlassen und auf den Rest wesentlich niedrigere Zinsen als bisher akzeptieren.
Alles zusammen ist Voraussetzung für ein zweites Hilfspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro, das Griechenland in den nächsten Jahren vor der Pleite retten soll.
Griechen stellen Möbel auf Balkon
Doch schon jetzt hat die griechische Bevölkerung unter den drastischen Sparmaßnahmen zu leiden. ORF-Griechenland-Korrespondentin Alkione Karamanolis, die den Alltag in dem Land hautnah miterlebt, beobachtet, dass immer mehr Menschen, ihre Möbel auf den Balkon stellen. Zuerst habe sie sich darüber gewundert, bis ihr klar wurde: "Viele Griechen mussten in kleinere, günstigere Wohnungen umziehen und haben nun ihre Möbel am Balkon stehen."
"Familien geben Kinder in SOS-Dörfer"
Auch alltägliche Freuden wie Restaurant- oder Kinobesuche könnten sich die meisten nicht mehr leisten. "In den Restaurants sind oft mehr Kellner als Gäste. Es kann passieren, dass man zu zweit im Restaurant oder im Kino sitzt." Viele Menschen würden sich aber auch das Notwendigste nicht mehr leisten können.
"Es gibt zum Beispiel intakte Familien, die ihre Kinder in den SOS-Kinderdörfern abgeben. Und es gibt Menschen, die nicht mehr zum Arzt gehen können. Viele sind zwar versichert, können sich aber die Zuzahlungen nicht mehr leisten", so Karamanolis.
Unruhen in der Bevölkerung
In der Bevölkerung brodelt es bereits. Karamanolis: "Der hoch angesehene Staatspräsident Karolos Papouliasist in den vergangenen Monaten mehrfach Ziel von Angriffen geworden. Das sind Dinge, die bereits auf gesellschaftliche Unruhe hindeuten."