Randalierer legen rund 40 Brände
Parlament in Athen billigt Sparprogramm
Das griechische Parlament hat nach hitziger Debatte das harte Sparprogramm gebilligt. Bei der Abstimmung votierten 199 Abgeordnete von insgesamt 300 dafür. Während drinnen die Abgeordneten ihr Land damit fürs Erste vor einer Staatspleite bewahrten, verwandelten draußen Randalierer die Athener Innenstadt in ein Schlachtfeld.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 13.2.2012
Ernst Gelegs aus Athen
Große Mehrheit für Paket
Die Abgeordneten wurden zur Stimmabgabe namentlich aufgerufen, 199 stimmen mit "Ja". Sie billigten damit das gesamte Sparpaket, das der parteiunabhängige Premierminister Lucas Papademos mit der Troika aus EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds ausgehandelt hatte.
Vor der Abstimmung appellierte Papademos händeringend an die "patriotische Pflicht" aller Abgeordneten. Er erwarte sich ein positives Abstimmungsergebnis, weil das Schicksal des Landes auf dem Spiel stehe, so der Regierungschef.
Entlassung von 15.000 Beamten
Das Sparpaket sieht bis Jahresende Einsparungen in der Höhe von mehr als drei Milliarden Euro vor. So wird etwa der Mindestlohn auf unter 600 Euro reduziert und 15.000 Staatsangestellte werden entlassen. Auch in der Privatwirtschaft sind Lohnerhöhungen künftig verboten – und zwar bis die Arbeitslosenrate von derzeit 20 auf zehn Prozent gesunken ist.
Mit der Zustimmung zum Sparpaket hat Griechenland die zentrale Voraussetzung für den 130 Milliarden Euro Notkredit erfüllt. Ob die finanziellen Hilfen nun freigegeben werden, hängt von der Zustimmung der EU-Finanzminister am kommenden Mittwoch ab.
Athen: Spur der Verwüstung
Während der Debatte im Parlament tobten in der Athener Innenstadt die schwersten Krawalle seit mehr als drei Jahren. Etwa 400 Randalierer, ausgerüstet mit Gasmasken, Schlagstöcken, Steinen und Molotowcocktails, versuchten immer wieder die Absperrung vor dem Parlament zu durchbrechen. Die Polizei bekämpfte die Demonstranten mit Tränengas und Blendgranaten.
Die Randalierer legten rund 40 Brände, zahlreiche Geschäfte, Bankfilialen, Straßencafés und Mülltonnen gingen in Flammen auf. Fast 100 Personen wruden verletzt, darunter auch viele Polizisten. Papademos verurteilte die Gewalt vor der Abstimmung scharf.