Immer noch produktiv

Alexander Kluge ist 80

Alexander Kluge ist einer der wichtigen Intellektuellen Deutschlands. Er ist Autor, Essayist und Filmemacher. Am Dienstag, 14. Februar 2012, feiert er seinen 80. Geburtstag.

Kultur aktuell, 14.02.2012

Der breiten Öffentlichkeit ist Alexander Kluge vor allem als prägende Figur des sogenannten "neuen deutschen Films" ein Begriff. So ist er Mitunterzeichner des Oberhausener Manifests, in dem 1962 junge deutsche Filmemacher sich politisch und ästhetisch von der damaligen deutschen Filmproduktion unabhängig erklärten und Neues forderten. Kluges bekanntester Beitrag aus dieser Zeit ist "Abschied von Gestern" aus dem Jahr 1966.

Gleichzeitig übernahm er mit Edgar Reitz und Detten Schleiermacher das Institut für Filmgestaltung an der Hochschule in Ulm. Auch später ist sein Einfluss auf dem Gebiet der Film- und Medientheorie wesentlich geblieben, unter anderem durch Standardwerke in Sachen Filmanalyse.

Neue Geschichtensammlung

Auf praktischer Ebene setze er für das Kino eine enge Zusammenarbeit mit dem Fernsehen durch, ab Mitte der 1980er Jahre arbeitete er auch als Produzent. Dazu schrieb er zahlreiche Bücher: Essays, aber auch Belletristik. Erst im Jänner ist sein jüngstes Werk, die Geschichtensammlung "Das 5. Buch. Neue Lebensläufe" erschienen.

"Als Filmemacher haben meine Gefährten - Fassbinder, Herzog usw., Reitz - und ich Autoren-Filme gemacht", sagte Alexander Kluge in einem Interview. "Im Fernsehen machen wir Fernsehen der Autoren." Bücher schreibe er am liebsten, denn Papier sei geduldig.

Keine leichte Kost

Mit seinen Aktivitäten sucht Kluge immer den Kontakt zu einem breiteren Publikum, so mit seinen TV-Dokumentationen und Kultursendungen auf deutschen Privatsendern, die allerdings immer sehr anspruchsvoll sind. So soll der ehemalige RTL-Programmchef Helmut Thoma ihn einmal "einen Quotenkiller" genannt haben, und die Zeitung "Die Welt" schrieb von einer "Zwölftonmusik im Zirkus". Auch sonst sind seine Werke keine leichte Kost. So war in der "Zeit" von einem "Rätsel-Kino" die Rede.

Und doch ist Verständlichkeit eine Forderung, die Alexander Kluge paradoxerweise an Jean-Luc Godard, den Meister der französischen Nouvelle Vague, stellt - Godard, mit dem er manchmal verglichen wird. "Godard ist mein Meister", sagt Kluge, "ich bewundere ihn, ich liebe ihn, aber ich kritisiere, dass er hier fahrlässig ist."

Als Kreativer ist Alexander Kluge durchaus für Zusammenarbeit offen, wie er einmal gestanden hat. Er würde gerne wieder einen "Kollektiv-Film" machen, sagt er. Im kommenden Sommer wird Alexander Kluge allerdings unterrichten: an der Frankfurter Goethe-Universität hat er eine Gastdozentur für Poetik angenommen.

Textfassung: Ruth Halle

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Alexander Kluge