VKI-Experte Hager rät ab
Sparpaket: Raus aus dem Bausparer?
Der Bausparvertrag ist neben dem Sparbuch die beliebteste Sparform in Österreich. Mit der Halbierung der staatlichen Prämie im Zuge des Sparpakets könnte er einiges an Beliebtheit einbüßen. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) rät trotzdem vor Schnellschüssen ab: Ein frühzeitiger Ausstieg kommt immer teurer.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 14.2.2012
Bausparkassen warnen vor Kürzung
In Österreich gibt es knapp 5,5 Millionen Bausparer. Ab 2013 soll der staatliche Zuschuss zum Bausparen halbiert werden. Wer 1200 Euro pro Jahr einzahlt, bekommt künftig maximal 18 Euro Bausparprämie, statt bisher 36 Euro. Die Bausparkassen warnen vor wirtschaftlichen Folgen. Für den einzelnen mögen das zwar Peanuts sein, sagt Bausparkassen-Sprecher Manfred Ulreich. In Summe könnten die Kürzungen aber gravierende Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft haben. Denn mit dem Geld der Bausparer können jährlich an die 20.000 Wohnungen um etwa 3,5 Milliarden Euro gebaut werden. Die Kürzung der staatlichen Prämie könnte zu weniger privatem Konsum und geringeren Investitionen führen, sagt Ulreich. Er fürchtet, dass eine Kürzung der Bausparförderung vor allem die Bauwirtschaft treffen würde und tausende Jobs kosten könnte.
Morgenjournal, 14.2.2012
Walter Hager im Gespräch mit Eva Haslinger
VKI sieht keine Gefahr
Weniger dramatisch sieht die Kürzung Walter Hager, Fachmann für Bausparen und Zukunftsvorsorge beim Verein für Konsumenteninformation. Er rechnet nicht damit, dass künftig deutlich weniger Bausparverträge abgeschlossen werden. Die Kürzung mache 0,5 Prozent Rendite aus. Da könnten die Kassen etwas bei den Konditionen drehen, um Nachteile gegenüber Kapitalsparbüchern wieder aufzuholen, sagt der VKI-Experte. Auch das Argument, dass die Bauwirtschaft leiden könnte lässt Hager nicht gelten, da man wisse, dass viele Bausparverträge nicht zum Bauen verwendet werden.
Raus aus dem Bausparer?
Der VKI rät davon ab, aufgrund der Kürzungen aus bestehenden Bausparverträgen auszusteigen. Denn ein Ausstieg sei immer mit Abschlägen verbunden. Neben den bereits ausgeschütteten jährlichen Prämien, müsse man in der Regel auch den Verwaltungskostenbeitrag zahlen und der Zinssatz werde zurückgeschraubt, sagt Hager. Somit würde man mit Verlusten aussteigen. Für diejenigen, die gerade überlegen einen Bausparer abzuschließen, rät Hager, sich auch andere Produkte anzusehen. Bei normalen Kapitalsparbüchern und Bundesschatzanleihen könne man mit ähnlichen Renditen rechnen.
Weniger Prämie für Zukunftsvorsorge
Neben den Bausparern plant die Regierung aber auch Einsparungen bei 1,5 Millionen Zukunftsvorsorge-Verträgen zur privaten Pensionsvorsorge. Die höchstmögliche prämienbegünstigte Einzahlung beträgt hier 2300 Euro, die maximal mögliche Prämie liegt bei knapp 190 Euro pro Jahr. Künftig soll auch sie um die Hälfte gekürzt werden. Günther Geyer, der Chef der Vienna Insurance Group, hält das zwar für ein falsches Signal. Dass die Kürzung das Ende der Zukunftsvorsorge bedeutet, glaubt er aber nicht.
VKI plädiert für Ausstiegsmöglichkeit
Anders sieht das VKI-Experte Walter Hager. Er kritisiert, dass diese Verträge generell unattraktiv für die Pensionsvorsorge seien. Durch die Kürzung der staatlichen Prämie sei nun auch noch das Hauptargument vieler Berater abhandengekommen, das bei vielen Abschlüssen die Grundlage für die Entscheidung zu einer Zukunftsvorsorge gewesen sei. Hager plädiert deswegen an die Anbieter, dass Leute mit schlechten Verträgen, auch die Möglichkeit bekommen, aus den Verträgen auszusteigen.